Bobbahn Cortina © HPV
Die Südtiroler Alpin- und Umweltverbände haben mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, dass die Bob-, Rodel-, Skeleton- und Para-Bob-Wettbewerbe der Olympischen und Paralympischen Winterspiele Mailand Cortina 2026 nicht – wie ursprünglich geplant – in Cortina d'Ampezzo, stattfinden werden.
Bozen, 17. Oktober 2023
Pressemitteilung von CAI Alto Adige, Alpenverein Südtirol, Mountain Wilderness, Dachverband für Natur- und Umweltschutz sowie Heimatpflegeverband Südtirol
Die Nachricht von der Erklärung des Präsidenten des CONI, Mitglied des IOC und Präsident der Fondazione Milano Cortina, Giovanni Malagò ist inzwischen auf allen Medienplattformen zu finden: „Die Wettbewerbe werden im Ausland stattfinden!“ „Die Regierung hat uns erst vor zwei Tagen darüber informiert“, sagte Malagò, „dass die beste und nachhaltigste Option darin besteht, das „Sliding Center“ in Cortina nicht zu realisieren und die Wettbewerbe in einer bereits bestehenden und funktionierenden Anlage durchzuführen.“ Das IOC, das sich stets für die Wiederverwendung bestehender Anlagen zur Kostensenkung und Vereinfachung der Abläufe ausgesprochen hat, hat die Entscheidung der italienischen Behörden begrüßt. Die Vorsitzende der Koordinierungskommission Kristin Kloster Aasen sprach von einer als „verantwortungsvollen Entscheidung“.
Der Einsatz von Bürger- und Umweltinitiativen wirkt!
In den letzten Wochen gab es viele Demonstrationen und Initiativen in Cortina von Bürger- und Umweltorganisationen, bei denen unter anderem auch CAI Alto Adige, Alpenverein Südtirol, Mountain Wilderness, Dachverband für Natur und Umweltschutz und Heimatpflegeverband Südtirol aktiv beteiligt waren. Dies kulminierte in der großen Kundgebung am 24. September. Endlich hat man die Realität eines Projekts zur Kenntnis genommen, das aus ökologischer, sozialer, politischer und wirtschaftlicher Sicht schon immer unhaltbar war. Vernunft und gesunder Menschenverstand haben sich gegen die Umsetzung einer 150 Millionen Euro teuren Bobbahn durchgesetzt, die nicht nur eine Verschwendung von öffentlichen Geldern und ökologische Schäden verursacht hätte, sondern auch im Betrieb teuer gewesen wäre.
Problematische Olympiaprojekte auch in Südtirol
Aber während Cortina aufatmet, machen wir uns in Südtirol Sorgen über die Konsequenzen der geplanten Straßenprojekte, die mit Olympia-Geldern finanziert werden. Mit einer kürzlich verabschiedeten Verordnung des Präsidenten des Ministerrats vom 19. September 2023, dem „Finanzierungsplan der Olympischen Spiele“, wurden Verkehrsinfrastrukturprojekte aus Kostengründen neu finanziert. Ein Großteil dieser Projekte wird erst nach Abschluss der Olympischen Winterspiele 2026 fertiggestellt. Besorgniserregend sind die Finanzierungen für Straßenbauprojekte (die Umfahrungsstraße Toblach, die große Brücke in Innichen, die dreispurige Erweiterung des Abschnitts Kiens–Kniepass), die in Kombination mit bereits laufenden Projekten wie der Umgehungsstraße Kiens und Percha sowie geplanten Projekten, wie dem doppelstöckigen Kreisverkehr in Olang, zu erheblicher Kapazitätserhöhung auf der Pustertaler Straße führen werden, was zu einem erhöhten Durchzugsverkehr von schweren Lastwagen und privaten Fahrzeugen führen wird. Nicht unerheblich ist auch der landschaftliche Eingriff dieser Projekte und die Versiegelung des Bodens, die sich daraus ergibt. Der Landesplan für nachhaltige Mobilität 2035, der vor kurzem verabschiedet wurde, sehe eigentlich eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs außerhalb der Stadtzentren um 26 % vor und betont, dass Lösungen zu bevorzugen seien, die die Anzahl der invasiven Straßeninfrastrukturen minimieren.
Auch in Antholz explodierende Kosten und ein Speicherbecken mitten im Wald
Knapp 52 Millionen Euro kostet laut kürzlich vom Ministerrat genehmigten Finanzierungsplan der Ausbau des Biathlonzentrums und der dazugehörigen Infrastrukturen, inklusive einem Speicherbecken, das landschaftszerstörend mitten im Wald angelegt werden soll. Mit über 26 Millionen muss mehr als die Hälfte davon von der Provinz Bozen finanziert werden. 2021 war noch von Gesamtkosten in der Höhe von 28 Millionen die Rede und 2019 war versprochen worden, dass „keine zusätzlichen großen Investitionen oder Infrastrukturen“ in Antholz notwendig wären. CAI Alto Adige, Alpenverein Südtirol, Mountain Wilderness, Dachverband für Natur und Umweltschutz und Heimatpflegeverband Südtirol hoffen, dass die Politik angesichts dieser Prognosen mutige und angemessene Entscheidungen trifft, indem sie die Bevölkerung in die Entwicklung mit einbezieht. Außerdem sollten die erheblichen verfügbaren Ressourcen dazu genutzt werden, die realen Bedürfnisse derjenigen zu befriedigen, die in den Bergen leben, indem sie die Dienstleistungen, das Gesundheitswesen, die Schulen und den öffentlichen Verkehr verbessern.