Gamander-Ehrenpreis © Flora Rainer
Botanische Exkursion von der Gasserhütte über die Villanderer Alm
Am 21.06.2025 begleitete Alois Fundneider, Botaniker und Doktorand an der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften der Freien Universität Bozen, eine wissbegierige AVS-Gruppe von der Gasser zur Moar in Plun Hütte auf der Villanderer Alm. Diese oberhalb von Klausen liegende, ca. 20 km2 große Hochalm in den Sarntaler Alpen grenzt das Eisack- vom Sarntal ab. Sie erstreckt sich von ca. 1.700 m ü.d.M. bis hinauf zum höchsten Punkt, dem Villanderer Berg (2.509 m ü.d.M.).
Im Mittelpunkt der Exkursion standen die Grünlandbewirtschaftung und die Auswirkungen von Nach- und Neuansaaten von Wiesenmischungen. Bereits auf der Fahrt von Klausen hoch zur Villanderer Alm konnte man die vielfältigen Lebensräume mit ihrer charakteristischen Flora beobachten. Beginnend mit submediterran geprägten Mannaeschen-Flaumeichen-Hopfenbuchen-Wäldern (Fraxinus ornus, Quercus petraea und Quercus pubescens) der Tallage, entlang der agronomisch verbesserten, sonnigen Glatthafer-Wiesen (Arrhenatherum elatius) mit ihren typischen Charakterarten Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) und Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare agg.). Mit zunehmender Meereshöhe werden die submediterranen Wälder in der collinen und submontanen Höhenstufe vom montanen Fichtenwald (Picea abies) mit eingestreuter Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) und Europäischer Lärche (Larix decidua) ersetzt. In der hochmontanen und subalpinen Stufe kommt schlussendlich noch eine weitere Baumart hinzu, welche in der Waldgrenze dominant wird, die Zirbe (Pinus cembra).
Archäologische Funden weisen auf eine frühe Besiedlung des Gebiets nach der letzten Eiszeit (vor ca. 10.000-12.000 Jahren) bzw. in der Bronzezeit (ca. 1.800–1.200 v. Chr.) hin. Jahrhunderte- bis jahrtausendlange Bewirtschaftung hat dazu beigetragen, dass die natürliche Waldgrenze um ca. 200-300 m herabgesetzt wurde, sodass sich gerade in der subalpinen Höhenstufe eine Vielzahl an für die alpine und montane Stufe typischen Arten ansiedeln konnten (siehe dazu Nunataker: Rückzugsräume für Pflanzen in der letzten Eiszeit). Bei einer extensiven Bewirtschaftung, d.h. ein Schnitt pro Jahr ohne zusätzliche Düngung, kann man hier mit einer pflanzlichen Diversität von etwa 50-60 Pflanzen pro 25 m2 rechnen. Der Weltrekord im Grünland liegt bei 89 Pflanzenarten pro 1 m2 und 116 Arten pro 25 m2.
Nicht zuletzt haben die unterschiedlichen Gesteinsarten auf der Villanderer Alm zu einer überaus vielgestaltigen Flora beigetragen. Gekennzeichnet wird die Geologie vor allem von kristallinen Gesteinen wie Paragneisen, Schiefern, Quarziten und Glimmerschiefer im Grundgestein, welche in eine silikatische Vegetation resultieren. Maßgebliches Gestein, welches vor allem auf dem Villanderer Berg gut sichtbar ist, ist der Brixner Quarzphyllit. Kleinflächig kommen auch Kalkeinschlüsse vor, sodass das Vorkommen von Kalk-liebenden Arten nicht ausgeschlossen ist. Abschließend führte die Tour von der Moar in Plun Hütte zur die Rinderplatz Alm und entlang der Hoch- und Niedermoore wieder zurück zum Ausgangspunkt. Diese imponierenden Moorgebiete werden durch den Latschengürtel (Pinus mugo) vom subalpinen Fichten-Zirben-Wald abgetrennt und beherbergen im Kern typische Feuchtezeiger wie Vertreter der Gattung Wollgräser (z.B. Eriophorum latifolium und Eriophorum vaginatum).
Alle Teilnehmenden kehrte am Ende auf ein wohlverdientes Getränk ein und ließen die Exkursion dabei ausklingen. Fazit: diese botanische Wanderung gab Einblicke in die vielfältigen Lebensräume auf der Villanderer Alm und wies auf die Probleme hin, welche sich bei mangelnder oder zu intensiver Nutzung des Grünlandes auf die Biodiversität ergeben können.
”Pflanzen sagen mehr als Worte, und trotzdem bleiben sie still