Vor allem bei Expressschlingen und eingenähten Schlingen in Friends wird die Überprüfung des Bandmaterials vernachlässigt. Wenn nach 10 Jahren Karabiner bzw. die mechanischen Metallelemente der Friends einwandfrei funktionieren, muss dennoch das Bandmaterial regelmäßig überprüft oder ersetzt werden. Dazu haben wir mit Daniel Haböck, Entwickler bei der Oberalp-Gruppe, gesprochen.

Ab welchem Herstellungsjahr ist ein Austausch von Schlingen empfohlen?

Jede Schlinge muss individuell beurteilt werden, da mehrere Faktoren wie z. B. Lagerung oder Nutzung auch eine tragende Rolle spielen. Grundsätzlich müssen synthetische Werkstoffe, die in PPE (Polyphenylen ether, im Bergsport unter Dyneema bekannt) Anwendungen verwendet werden, nach maximal 10 Jahren ausgetauscht werden. Auf jeder PSA-Ausrüstung (Persönliche Schutzausrüstung) findet man auf dem Etikett die „batch nr.“, welche Aufschluss über das Produktionsjahr gibt.

Unabhängig des Alters, welche Gebrauchsspuren sollten ernst genommen werden?

Wenn deutliche Abnutzungserscheinungen oder Schnitte an der Schlinge ersichtlich sind, muss diese ersetzt werden. Bei einer genähten Schlinge muss überprüft werden, ob die Riegelnähte beschädigt sind (lose oder offene Nähfäden). Hervorzuheben ist, dass die gesamte textile Schutzausrüstung nicht in Kontakt mit angreifenden Stoffen kommen darf (Batteriesäure, Farbe, Aceton usw.). Seile, Klettergurte, Bandschlingen und eingenähte Schlingen von Friends bzw. bei Express müssen also immer sachgemäß aufbewahrt und weit weg von angreifenden Stoffen gelagert werden.

Achtgeben muss man auch bei verbrannten oder angeschmolzenen Schlingen. Diese gehören ebenfalls entsorgt. Dasselbe gilt bei textilen Materialien, die vermehrt der UV-Strahlung ausgesetzt waren, wie es bei fix installierten Expressschlingen oder gefädelten Sanduhren der Fall ist.

Im Laufe der Entwicklung wurden bei Friends Schlingen aus verschiedenen Materialien verwendet. Kannst du uns sagen, ab wann Dyneema verwendet wird?

Von 1978 – 1997 wurden PA-Schlingen (Polyamid) verwendet. Von 1998 – 2011 kamen Mischschlingen aus PA/Dyneema zum Einsatz. Ab 2016 wird nur noch Dyneema verwendet. Genauer spezifiziert Dyneema/PA – wenn man exakt ist, und die farbliche Markierung aus PA als Materialbestandteil sieht.

Gibt es dabei bei den unterschiedlichen Materialien spezifische Aspekte, die zu beachten sind und für einen Austausch der Schlinge sprechen?

Grundsätzlich sind dünnere Schlingen etwas anfälliger in Bezug auf Abnutzung, da einfach weniger tragendes Material zu Verfügung steht. Bei unseren Friends werden je nach Produkt 10 mm bzw. 12 mm Dyneema-Schlingen eingenäht. Gut zu wissen ist, dass bei Dyneema, die Schnittfestigkeit höher ist als bei PA-Schlingen. Bei Dyneema-Schlingen spiegelt sich ein optisch „schlechterer“ Zustand in der Zugfestigkeit wider.

Das gilt auch bei PA-Schlingen. Es ist davon auszugehen, dass eine PA-Schlinge, die schon starke Anzeichen von Abnutzung aufweist (ausgefranst, raue Oberfläche), auch eine reduzierte Zugfestigkeit hat. PA-Schlingen, die unbenutzt aussehen und 4 – 6 Jahre alt sind, haben kaum eine Reduzierung der Festigkeit. Hersteller können dies nicht kommunizieren, sie können die individuelle Lagerung und Handhabung nicht verallgemeinern. Viel zu schnell kann es zu Rechtsfragen und Schadenersatz kommen, weshalb die allgemeinen Empfehlungen mit einer viel kürzeren Alterspanne angegeben sind.

Wenn Friends auch mechanische Defekte haben, was kann getan werden?

Sofern diese „Defekte“ durch Säubern des Friend beseitigt werden können, ist das Problem gelöst. Sofern die Trigger gebrochen sind, können diese als Ersatzteile gekauft und ohne Probleme selbst ersetzt werden. Sollten andere Defekte anstehen, raten wir dazu, das Klemmgerät im Zweifel zu ersetzen.

Sind die Defekte nicht reparable (z. B. Anbringen neuer Trigger Wires), muss der Friend ausgesondert werden – oder kann als Erinnerung an die zusammen erlebten Abenteuer in einer Vitrine ausgestellt werden.