Blasen © Daniel Steinegger

Blasen haben schon so manche Bergtour zum Alptraum werden lassen und viele von uns waren schon des Öfteren damit konfrontiert. Gründe für das Entstehen von Blasen sind neue und/ oder schlecht sitzende Schuhe, neue Socken, Wasser im Schuh, ungewohnt steile oder lange Strecken oder orthopädische Besonderheiten wie die berühmte Hammerzehe. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns aber auf jene Blasen, die bei Bergtouren vorwiegend Probleme verursachen und durch die fehlende Harmonie des Systems Fuß–Socken–Schuh provoziert werden.

Von Peter Plattner (Bergeerleben 03/17)

Wie entstehen Blasen?

Blasen bilden sich durch Reibung zwischen Socke bzw. Schuh und Haut. Teile der oberen Hautschicht, die aus abgestorbenem Zellmaterial besteht, lösen sich ab und es bildet sich ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum zwischen äußerer und darunterliegender Hautschicht. Wurden durch den Druck zusätzlich kleine Gefäße verletzt, entsteht eine Blutblase. Man merkt oft recht deutlich, wenn eine Stelle des Fußes zu reiben beginnt. Dann heißt es, sofort reagieren und vorbeugend eingreifen, denn wartet man, bis die Blase richtig zu schmerzen und zu „schwimmen“ beginnt, ist man selber schuld, wenn die folgenden Tage zur Tortur werden.

Blattern © Daniel Steinegger
Blattern © Daniel Steinegger

Was tun?

Hege ich den Verdacht, dass eine Blase am Entstehen ist, heißt es: stehen bleiben, Schuh und Socken ausziehen und nachschauen. In der Praxis wird es manchmal nicht leicht fallen, „dafür“ von der Gruppe eine Pause zu verlangen, aber letztlich wird allen eine Menge Unannehmlichkeiten erspart. Entdeckt man tatsächlich einen „Hot Spot“ oder eine Blase, wird diese am besten intakt gelassen und mit einem speziellen Pflaster abgeklebt. Stellt man fest, dass eine vorstehende Innennaht des Schuhes der Reibungspunkt ist, sollte auch diese mit Tape überklebt werden. Damit ist in den meisten Fällen das Problem aus der Welt geschafft. Sieht man sich aber schon mit einer satten, flüssigkeitsgefüllten Blase konfrontiert, sollte man das nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn es gilt Infektionen zu vermeiden. Mit einer desinfizierten Nadel wird die ebenfalls gereinigte Blase angestochen und mit einem Stück Mullbinde wird die Flüssigkeit vorsichtig und langsam herausgedrückt. Anschließend kommt wiederum ein Blasenpflaster darüber. Der Vorteil von speziellen Blasenpflastern ist, dass diese solange auf der Wunde – und nichts anderes ist eine offene Blase – bleiben, bis sie sich von selbst wieder lösen. Es sei davor gewarnt, ein Pflaster unüberlegt von einer Blase herunterzureißen – die Haut kann sich leicht mit ablösen. Optimal ist es natürlich, den malträtierten Füßen viel frische Luft zu gönnen. Obacht: Eine großflächige, tiefe und blutgefüllte Blase wird schnell zu einer ernsthaften Verletzung mit hoher Infektionsgefahr! Damit ist nicht zu spaßen, es gilt den Arzt aufzusuchen.

Wie vorbeugen?

Potenziell blasengefährdete Alpinisten haben Patentrezepte und Tricks, um ihre ganz persönlichen Blasen erst gar nicht mehr entstehen zu lassen. Hier einige Tipps:

  • Bergschuh
    Bereits beim Kauf eines Bergschuhs sollten verschiedene Modelle zur Auswahl stehen und durchprobiert werden. Das erste Gefühl ist oft das beste, der Fuß soll sich gleich wohlfühlen und der Schuh darf nicht als Fremdkörper empfunden werden. Wichtig ist, dass sich die Ferse gut fixieren lässt und kein Spiel hat, was durch eine feste Schnürung im Ristbereich ermöglicht wird. Eine innenliegende Fersenpolsterung hat – wie auch eine übertriebene Polsterung der Socken in diesem Bereich – den Nachteil, dass der Fuß dort mehr Spiel und damit mehr Reibung hat. Um die richtige Größe anzupassen, empfiehlt es sich, seine Lieblingssocken oder die spätere Sockenkombination zum Schuhkauf mitzunehmen. Weil nasse Füße wesentlich blasenanfälliger sind, spielt auch die Pflege des Schuhs eine wichtige Rolle und über Nacht sollte er trocknen können.

 

  • Skitourenschuh
    Bei Bergstiefeln mit Schale und Innenschuh entsteht die blasenbildende Reibung zwischen Fuß und Innenschuh. Eine gute innere Schnürung – oder zumindest vorhandene Laschen mit der Option, ein Schuhband einzufädeln –, die den Fuß in Position hält, ist auch heute noch das Merkmal eines guten Innenschuhes für blasenanfällige Füße. Ein solcher hat freilich den Nachteil, dass er aufwändiger anzuziehen ist. Ein locker sitzender Innenschuh verspricht zwar „Hauspatschenfeeling“, und knallt man die Schnallen der Schale nur fest genug zu, auch guten Halt, doch auf Tour wird man die Schnallen bald lockern müssen, damit die Füße nicht einschlafen und dann kann der Fuß im Innenschuh herumrutschen; Reibungsstellen werden nicht lange auf sich warten lassen. Eine Skitouren-„Spezialität“ sind „schmerzliche Druckstellen an der vorderen Schienbeinkante, hervorgerufen durch eine schlecht polsternde oder schlecht geformte Zunge. Dabei können eingeklebte Druckverteilungsmatten gut Abhilfe schaffen. In den letzten Jahren haben sich die Innenschuhe aber sehr verändert, das Blasenproblem wurde reduziert. Werden thermoverformbare Innenschuhe im Fachgeschäft korrekt angepasst, ist das oft schon das Ende von Blasen. Gerade der Skitourenschuh wird auch gerne zu groß gekauft und nach einigen Touren gibt der Innenschuh etwas nach und ist dann noch größer und beginnt zu „schwimmen“ – super für Blasen!

 

  • Socken
    Eine Socke polstert, isoliert, reduziert die Reibung zwischen Fuß und Schuh und transportiert den Schweiß ab. Aus welchen Fasern die Socke hergestellt ist, hängt nicht zuletzt von der Art des Bergschuhs ab: Besitzt dieser eine reine Gore-Tex-Membran, gewährleistet theoretisch nur eine Synthetik-Socke, die den Fußschweiß von der Haut wegnimmt und nach außen weitertransportiert, trockene Füße. Der Wollanteil der Socke – und damit die Fähigkeit, auch etwas Feuchtigkeit zu speichern – sollte hingegen beim Lederschuh höher sein. Aber das ist pure Theorie: In der Praxis sind Socken aus Merinowolle mit einem Synthetikanteil ein optimaler Kompromiss und werden heute in allen Bergsportbereichen gerne verwendet. Viele schwören auf die Kombination von sehr dünnen, enganliegenden Polypropylensocken und darüber getragenen Wollsocken. So entsteht höchstens Reibung zwischen diesen beiden Schichten. Ein Reservepaar sollte immer mitgenommen werden, um bei Bedarf zu wechseln und die Füße garantiert trocken zu halten. Spezielle Bergsocken, die an den strategisch wichtigen Stellen leicht gepolstert sind und dort keine Nähte besitzen, haben sich bewährt.

 

  • Fuß
    Einige Läufer reiben ihre Füße mit Puder ein, legen so eine schlüpfrige Schicht direkt über die Haut und halten sie auch besser trocken. Bergsteiger verwenden für diesen Zweck gerne Hirschtalg. Er hält die Haut geschmeidig und soll das Blasenrisiko reduzieren, allein das erste Einschmieren ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ein Bekannter erzählte mir, dass Teebaumöl, direkt auf die beanspruchte Hautstelle getropft, das Beste sei, während ein Bergführerkollege nur auf vorbeugendes Abtapen der kritischen Stellen schwört. Am besten durchprobieren, bis man sein persönliches Erfolgsrezept gefunden hat.