Artenvielfalt auf Almwiesen @Ulrike Huber/AVS

„Wir vertrauen auf die Bauern in ihrer Eigenschaft als Grundeigentümer und Bewirtschafter vieler (Alm-)Wiesen, dass sie die Natura 2000-Grundsätze in ihrem und im Interesse aller mittragen und umsetzen“, sagt AVS-Präsident Georg Simeoni. Natura 2000 ist mehr als bunte Blumen und Schmetterlinge: Gesunde (Berg-)Wiesen bedeuten auch langfristig sauberes Trinkwasser und gesunde Lebensmittel.

Kein Bauer in Südtirol muss den Stall schließen, nur weil er keine oder weniger Gülle ausbringen darf. Die Wahrheit ist, dass keine Familie ausschließlich von den Erträgen eines Viehbauernhofs leben kann.

AVS Referat für Natur und Umwelt

Der AVS drängt darauf, den Grundsatz des Verschlechterungsverbots in Natura 2000-Gebieten umzusetzen. Der Appell geht dabei in erster Linie an die Politik: In Südtirol seien die EU- und staatlichen Vorgaben nach und nach verwässert worden. „Südtirol hat einen der höchsten Viehbesätze pro Hektar in Europa“, heißt es beim AVS mit Verweis auf Zahlen von Eurostat. Hierzulande seien das Nitratregister – also eine Stickstoffbilanz – und Düngepläne nicht umgesetzt, obwohl es gesetzlich vorgesehen sei. Kraftfutter wird außerhalb des Landes produziert, die Abfallstoffe landen aber auf Südtirols Boden.  „Es gibt keine Vorgaben zum Nitratmanagement, es gibt keine Kontrollen. Daher wird vielerorts Gülle nach Bedarf ausgebracht, nämlich dann, sobald die Grube zu entleeren ist“, kritisiert der Alpenverein. Die Ausbringung von Gülle hat auf Bergwiesen unmittelbare Folgen: Bereits zwei Ausbringungen verantworten das Absterben vieler Pflanzenarten und zieht die Abwanderung unzähliger Insektenarten nach sich. Das Referat Natur und Umwelt des Alpenvereins fordert, dass dieses Nitratregister umgesetzt wird und zwar aufgrund neuester wissenschaftlicher Kennzahlen.

„Kein Bauer in Südtirol muss den Stall schließen, nur weil er keine oder weniger Gülle ausbringen darf. Die Wahrheit ist, dass keine Familie ausschließlich von den Erträgen eines Viehbauernhofs leben kann“. Nebenerwerb sei ein wichtiges Standbein der meisten (Vieh-)Bauern. Es gibt Berechnungen, laut denen ein Leben am Viehbauernhof ab 200.000 Litern Milch, also 30 Stück Vieh bzw. 15 Hektar Grund, wirtschaftlich ist. In Südtirol liegt die durchschnittliche Milchleistung pro Stall bei 88.000 Litern. Notwendig ist es aus der Sicht des AVS auch, im Bereich der Förderungen verstärkt auf Direktzahlungen zu setzen. Und die Bauern selbst könnten beispielsweise ihre Gülle dehydrieren. „In China ist das seit Jahren Standard – es gibt Geräte, die auch für Einzelne leistbar sind. Wird die Gülle dehydriert, kann sie im Obstbau als Dünger eingesetzt werden“, so der AVS. Wichtig sei es aber, gemeinsam an die Zukunft zu denken und die notwendige Trendwende nicht zu verschlafen: Es braucht konstruktive Lösungen auf wissenschaftlicher Basis, die für alle tragbar sind – im Interesse aller und der künftigen Generationen.