Zahlreiche Fotos und Ausrüstungsgegenstände im Bild zur Verfügung gestellt von Luis Weger aus Mals © Anna Pichler I Bergsteigerdörfer

Es ist vollbracht: Die Alpingeschichte von Matsch erzählt von Raimund Rechenmacher liegt nun im handlichen Format als Büchlein vor. Ein großer Dank gilt der ehrenamtlichen Arbeitsgruppe Bergsteigerdorf Matsch und allen Unterstützer:innen.

Im wunderbar mit zahlreichen Ausrüstungsgegenständen und historischen Fotografien dekorierten Saal in Matsch wurde am Freitag, 14.11.2025 das Buch „Alpingeschichte kurz und bündig – Matsch“ präsentiert. Zwei Jahre arbeitete der Autor Raimund Rechenmacher, unterstützt von Karin Thöni und Ramona Telser-Wille von der ehrenamtlichen Arbeitsgruppe Matsch und Anna Pichler, Projektkoordinatorin der Bergsteigerdörfer beim AVS, an der Publikation. Nun konnte sie ca. 120 Matscher:innen und Besucher:innen aus den umliegenden Dörfern in einem würdigen Rahmen präsentiert und übergeben werden. Durch den Abend führte Marion Veith, Kulturreferentin AVS-Mals.

Finanziell ermöglicht wurde die Publikation durch die Gemeinde Mals, die Fraktion Matsch und den Herausgeber Alpenverein Südtirol (AVS). Das Buch kann in der AVS-Landesgeschäftsstelle nachgefragt werden und  ist online als pdf verfügbar.

Dank an die ehrenamtliche Arbeitsgruppe Bergsteigerdorf Matsch

 

Josef Thurner, Bürgermeister von Mals betonte in seinen Grußworten, dass die Initiative Bergsteigerdorf Matsch von engagierten Personen lebt. Er bedankte sich für diese wertvolle Dokumentation für das Dorf Matsch und ist gespannt auf weitere Initiativen aus dem Bergsteigerdorf. Edwin Heinisch, Präsident der EBNR-Matsch, dankte der lokalen Arbeitsgruppe Bergsteigerdorf für die zahlreichen Projekte, welche sie seit 2017 umgesetzt hat. Albert Platter, AVS-Bezirksvertreter Vinschgau, erinnerte daran, dass einst die Alpenvereine Wegbereiter für den Alpintourismus waren, sie nun aber die Erschließung der Alpen als abgeschlossen betrachten und nicht mehr weiter vorantreiben.

Kleiner Vorgeschmack auf den Inhalt

 

Autor Raimund Rechenmacher, erinnerte sich im Gespräch mit Moderatorin Marion Veith an seine Kindheit zurück. Er war in Matsch beim Außerglieshof mit der Familie in der Sommerfrische. Er verfasste auch seine Magisterarbeit in Geografie über Matsch. Besonders bedauert er den Rückgang der Matscher Gletscher.

Rechenmacher gewährte Einblicke zum Inhalt des Büchleins. Bemerkenswert sind die Erzählungen über starke Frauen in Matsch wie z.B. die Hüttenwirtin „Elise“ Elisabeth Heinisch, die im Alter von 26 Jahren mit ihrer etwas jüngere Schwester Maria 1901 die Bewirtschaftung der Höllerhütte übernommen hatte, und sich in mehreren Situationen als sehr couragierte Fraue erwiesen hatte. Eine prägende Person war auch der Matscher Bergführer Johann Josef Renner. Ursprünglich ausgewandert nach Amerika, kehrte er wieder nach Matsch zurück und wurde Bergführer. Sein Enkel Hermann Renner stellte viel Material zur Geschichte seines Großvaters zu Verfügung. Der alte Renner war 1911 bis 1934 Hüttenwirt der Höllerhütte, dann übernahm sein Sohn Josef Renner bis 1939.

Eine Hütte für die Matscher:innen: die AVS-Oberetteshütte

 

Die alte Höllerhütte war 1945 abgebrannt und lange erinnerten nur mehr Ruinen an die einst prächtige Alpenvereinshütte. „Mir tatn gern die Höllerhitt wieder aufstelln“, damit wurden Willi Gunsch und andere Matscher von einer Stelle zum nächsten geschickt. Nachdem sie 1979 die AVS-Ortsstelle Matsch gegründet hatten, kamen sie der Sache endlich näher und 1985-88 wurde die Schutzhütte im Hinteren Matscher Tal an einem neuen Standort neu errichtet. Den fünften Namen in der Geschichte der Hütte wählten die Matscher:innen nun selbst: Oberetteshütte, aus dem Alpenromanischen „tovaretta“, was Gelände mit Vertiefungen, Kar bedeutet. 10.000 ehrenamtliche Stunden wurden als Eigenleistung vom AVS offiziell eingebracht, unzählige Arbeitsstunden der freiwilligen Helfer wurden nicht aufgeschrieben. So etwas wäre heute wohl nicht mehr denkbar. Willi Gunsch, der maßgeblich am Bau der neuen Hütte beteiligt war, geht heute noch gerne auf die Hütte. Die große Freude und Stolz über die gelungene AVS-Oberetteshütte ist ihm noch immer anzusehen, wenn er über den Hüttenbau spricht.

„Wir sind stolz auf unsere Hütte“, so der ehrenamtliche Hüttenwart der Oberetteshütte Klaus Telser „sie ist ein Herzstück von Matsch“. Die Hütte wurde vor bald 40 Jahren gebaut und das super. Im Laufe der Jahre wurde sie nun etwas modernisiert (Personalräume, Bäder renoviert, PV-Anlage etc.). Sie wird von den Hüttenwirten Edwin Heinisch und Karin Thöni vorbildlich geführt und trägt das Umweltgütesiegel der Alpenvereine.

 

„Wo geasch hin?“− Lieblingsplätze der Matscher:innen

Moderatorin Marion Veith bestätigt, dass die Matscher:innen eng mit ihren Bergen verbunden sind. Denn die Matscher:innen zeigen ehrliches Interesse daran wohin die Besucher:innen unterwegs sind und fragen nach: „Wo geasch hin?“

Fabian Seidl, ein junger Matscher, ist gerne in seinen Heimatbergen unterwegs, am liebsten auf der Portlesspitze, Sommer wie Winter. „Da bist du bald oben und gleich wieder unten.“ Matsch hat keine Probleme mehr mit Abwanderung. Die jungen Leute bleiben hier, die Matscher:innen halten zusammen und es gibt viele Vereine und ein gut funktionierendes Dorfleben, Schule, Kindergarten, ein Geschäft und Gasthäuser.

Martin Tschiggfrei ist der Enkel eines Matscher Bergführers. Selbst hat er diesen Beruf nicht erlernt. Familiendynastien wie im benachbarten Sulden gibt es in Matsch nicht mehr, auch keinen Bergführer. Aber die AVS- Ortsstelle Matsch hat Mitglieder, welche sich als Wanderführer:innen und Tourenleiter:innen ausgebildet haben und für den Verein ehrenamtlich führen. Zudem gibt es auch Wanderleiter:innen in Matsch, die ins Berufsverzeichnis eingetragen sind und z.B. für Gastbetriebe führen. „Mein Hausberg ist die Schwemser Spitze (3.479 m).“ Martin Tschiggfrei begründet seine Wahl damit: „Von dort oben sieht man das ganze Matscher Tal, der Gipfel ist wenig besucht und es führt kein Steig hinauf.“

Bei einem kleinen Umtrunk mit einigen regionalen Produkten und einem Bergsteigerwein gekeltert vom Buchautor fand der Abend einen geselligen Ausklang. Luis Weger erklärte Interessierten seine besonderen Sammlerstücke.

Ein besonderer Dank an dieser Stelle an Autor Raimund Rechenmacher für seine Ausdauer und akribische Arbeitsweise und allen, die zur Verwirklichung der Alpingeschichte Matsch und zur Buchpräsentation beigetragen haben!

„Das Matscher Tal ist ein wunderschönes Tal, gebt gut darauf Acht“.

Martin TschiggfreiEnkel eines Matscher Bergführers

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