Illustration "holy crap!" © Valentine He I AVS
Holy Crap! Knapp daneben: Geschichten vom Berg, die fast schief gingen.

Der schmale Grat zwischen Waghalsigkeit und Weisheit am Tonale Pass

„Das war knapp!“ – Kommt euch dieser Ausruf bekannt vor? Dann seid ihr hier genau richtig. Heute teile ich die Geschichte von Cristian, Geschäftsführer des AVS, der eine Skitour an der Cima Busazza beim Tonalepass unternommen hat und dabei einen Beinaheunfall hatte.

Stimmt, was war das nochmal genau?

Ein Beinaheunfall ist ein Zwischenfall, der uns um Haaresbreite von einer Katastrophe trennt. Cristians Erlebnis an der Busazza ist ein Beispiel dafür. Gemeinsam mit seinem Kollegen brach er zu einer anspruchsvollen Wintertour auf. Der Höhepunkt der Tour: eine Abfahrt durch eine Rinne mit einem atemberaubenden Neigungswinkel bis 55 Grad.

Jetzt könnte man denken, solch eine Abfahrt grenzt an Wahnsinn. Doch unter der Annahme, dass unser Direktor weiß, was er am Berg tut, nahm Cristian die Herausforderung mit Vorbereitung und Sachkenntnis an. Sein Kollege und er fuhren die Rinne mit höchster Konzentration und technischer Präzision durch.

Das Ende der Fahnenstange? Noch lange nicht!

Nachdem die unmittelbare Herausforderung vorbei schien, trennte die beiden von einer entspannten Abfahrt bis zum Auto ein etwa zwei Meter hoher Felsriegel, der zu einem verschneiten Schuttkegel führte. Diesen Riegel abklettern, um dann wieder die Skier anzuschnallen sollte eigentlich ein Kinderspiel für geübte Bergsteiger sein. Obwohl er sie im Rucksack dabeihatte, entschied Cristian „wegen dieser drei Schritte” die Spann-Steigeisen nicht herauszuholen. Einen Schritt später rutschte er auf dem blanken Eis aus, das der Schnee verborgen hatte, stürzte die Wand hinunter, überschlug sich mehrmals und rollte weiter talwärts den Hang hinunter, bis er endlich liegen blieb.

Seine Skier, die sich vom Rucksack gelöst hatten, und ihn wie durch ein Wunder nicht am Kopf verletzt hatten, brachte sein Freund nach, ein Skistock hingegen war in einem Riss verschwunden, der sich an der Kante zur Mauer gelöst hatte. Cristians Körpergewicht hatte den gesamten Schneehang in Bewegung gesetzt, das Schneebrett wäre nicht weit von der Unfallstelle 200 Meter ins Tal gestürzt.

Cristians Erlebnis zeigt uns deutlich, wie wichtig es ist, niemals die Grundlagen der Sicherheit zu vernachlässigen, selbst wenn das Ziel zum Greifen nah scheint. Ein einfaches Hilfsmittel wie schnell anzulegende Steigeisen hätte seinen Sturz verhindern können.

Takeaway zum Mitnehmen: Atme tief ein und stell Dir vor, wie Cristian hinter dir steht und mit seinen Steigeisen wie mit Kuhglocken klingelt! Im Rucksack nützt die tollste Sicherheitsausrüstung nichts!

Bergrettung, Erste-Hilfe-Retter, Notarzt und Pfarrer hätten im Tal nicht einmal erahnt, dass diese Katastrophe so leicht hätte vermieden werden können…

Cristian, dir war es wichtig, das Eis zu brechen und als erster eine Holy Crap!-Episode zu erzählen. Warum?

„Ich bin überzeugt, dass solche Episoden jeder und jedem schon passiert sind, aber eine gewisse Hemmschwelle die meisten davon abhält, sie zu erzählen. Ich denke, dass das Bewusstsein, dass solche Erzählungen anderen Bergsteigern helfen können, noch geschärft werden muss und will meinen Beitrag dazu leisten. Mir ist die Episode, die damalige Leichtsinnigkeit, gekoppelt mit der Senkung der Aufmerksamkeit nach der großen Herausforderung der Rinne, die leichte Vermeidbarkeit und die mögliche definitive Tragik heute noch in den Knochen, wenn ich dies wieder lese und mir vor Augen führe.“

 

Und nun seid ihr dran: Lasst uns gemeinsam von unseren Beinaheunfällen lernen. Teilt eure Erfahrungen und helft der Gemeinschaft, besser vorbereitet zu sein. Denn letztendlich ist es das Wissen und die Achtsamkeit, die uns die Freude am Berg sichern, ohne dabei unnötige Risiken einzugehen.

Bis zum nächsten Mal und seid sicher unterwegs,

Andreas Leiter, Referat für Recht.

Schildere dein Erlebnis!

Du hast auch eine Erfahrung am Berg gemacht, wo es nochmal gutgegangen ist? Oder dir ist etwas passiert, was viel schlimmer hätte ausgehen können? Hilf uns, andere Bergbegeisterte darauf aufmerksam zu machen und dadurch Unfälle am Berg zu vermeiden!

Ruf uns einfach an oder schreibe uns und schildere dein Erlebnis!

holycrap@alpenverein.it
0471 053997