„Freiheitsliebe (VIII-)“, Gamsplatte, Ifinger
Erstbegehung der Route "Freiheitsliebe" © Daniel Ladurner
Daniel Ladurner eröffnete eine weitere, moderne Alpinklettertour auf der Gamsplatte am Ifinger. Die Route „Freiheitsliebe“ (VIII-) verspricht ein befreiendes Kletterabenteuer in einer wilden, steilen Tonalit-Wand hoch über dem Naiftal.
Neben einigen alten, vergessenen Routen (eines Heini Holzer etwa) und der noch jungen „Heimatliebe“ (VII+) gibt es mit „Freiheitsliebe“ (VIII-) nun eine weitere, moderne Alpinklettertour in der Südwand der Gamsplatte. „Diese zweite Tour ist im Vergleich zur ‚Heimatliebe‘ ernsthafter, da sowohl der Fels als auch die vorhandenen Zwischensicherungen weniger solide sind. Auf dem Weg durch die mitunter (noch) brüchigen Seillängen braucht es folglich eine ruhige Hand und gute Nerven“, so Daniel Ladurner, der beide Routen (von unten) erschlossen hat. Die ersten fünf Seillängen der „Freiheitsliebe“ hat Daniel bereits im Jahr 2020 gemeinsam mit Jakob Weger in zwei Tagen eingerichtet – zunächst ausschließlich mit Normalhaken zwischen den Ständen. Im Juni 2023 kehrte Daniel dann in die unvollendete Tour zurück und richtete im Alleingang die oberen Seillängen (im rope solo von unten) ein.Tags darauf war Daniel zum vierten Mal in der Tour – diesmal gemeinsam mit Stephan Illmer, um insbesondere in den unteren Seillängen die Zwischensicherungen zu optimierenund die brüchigsten Passagen zu entrümpeln.
Die Neutour folgt nicht immer der einfachsten, dafür aber einer logischen und nahezu direkten Linie vom Einstieg (auf ca. 2000 m) zum Gipfel (2.267 m). Wo nicht ohnehin mobile Zwischensicherungen gelegt werden können wurden Haken geschlagen. Wo keineNormalhaken geschlagen werden konnten (im kompakten Plattengelände etwa) wurden einigewenige Bohrhaken gesetzt. Die Stände sind allesamt mit zwei Bohrhaken (bzw. an einem Baumstamm im Falle des zweiten Standes und mit zwei Schlaghaken und einem Bohrhaken beim dritten Stand) eingerichtet. Die Schlüsselstelle der Tour in der vierten Seillänge kann A0 überwunden werden; der Rest dieser Seillänge kann linkerhand in leichterem Gelände (bislang ohne fixe Zwischensicherungen!) umgangen werden. Im Gipfelbereich folgt die „Freiheitsliebe“ den letzten beiden Seillängen der „Heimatliebe“.
Mit Halbseilen oder einem 80-Meter-Seil kann vom Gipfel zum Einstieg abgeseilt werden (alle Stände wurden zum Abseilen eingerichtet). Alternativ kann man nordseitig vom Gipfel über Schrofengelände absteigen.
Insgesamt verspricht die „Freiheitsliebe“ – sofern Körper, Geist und Material der Tour gewachsen sind – ein befreiendes Kletterabenteuer in einer wilden, steilen Tonalit-Wand hoch über dem Naiftal, in unmittelbarer Nähe (und doch wieder Ferne) zur Betriebsamkeit auf Meran 2000.
Erstbegehung der "Heimatliebe" © Daniel Ladurner und Aaron Durogati
Routeninformationen
„Freiheitsliebe“, VIII- | 200 m
Erstbegehung: Daniel Ladurner, Jakob Weger, Stephan Illmer im Juni/Juli 2020 und Juni 2023
Material: 14 Exen, Hammer und Hakensortiment, Micro-Friends bis #3 (kleine bis #2 besser doppelt), Halbseile
Länge: 8 Seillängen (plus 2 der Heimatliebe)
Wandhöhe: 200 m
Ausrichtung: Süd
Zustieg: Mit Seilbahn, Lift, Rad oder zu Fuß nach Piffing und dann weiter Richtung Heini Holzer -Klettersteig. Am Einstieg desselben vorbei und kurz vor dem Anstieg zur Ifingerscharte rechts eine Schotterrinne aufsteigen bis zur gut sichtbaren Wand. Vom Wandfuß noch etwa 100 m die Schuttrinne leicht nach rechts aufsteigen, vorbei am Einstieg der „Heimatliebe“ (dort 2 Bäume mit einer Schlinge) bis zum Einstieg der „Freiheitsliebe“ (Schlaghaken und Bohrhaken sichtbar). 1 h
Abstieg:
Vom Ausstieg nordseitig über steile Grashänge und Platten hinunter ins Geröllfeld. Von dort über das Schotterkar und den Wanderweg zur Ifingerscharte und dann den Weg zurück zum Ausgangspunkt.
Beschreibung der Seillängen:
1. Von der Schotterrinne über ziemlich brüchige Felsblöcke schräg nach links hinauf zum Stand (2 Spit) auf einem breiten Band | Zwischensicherungen: 2 Nägel, 2 Spit | 20 m | V+
2. Vom Band gerade hinauf und dann nach rechts zur kleinen Fichte und von dieser weiter zum Stand (Fichte) | Zwischensicherungen: 4 Nägel | 30 m | VI-
3. Von der Fichte über ein Grasband nach rechts; beim großen Block über den Riss weiter gerade hinauf und über eine geneigte Platte und einen kleinen Aufschwung zum Stand (1 Spit, 2 Nägel) | Zwischensicherungen: Köpfl, 1 Nagel | 35 m | V+
4. Gerade über eine senkrechte Verschneidung (Schlüsselstelle der Tour) zum Stand (2 Spit) | Zwischensicherungen: 12 Nägel | 30 m | VIII- (A0 VI).
5. Gerade hoch über grasige Passagen und dann nach links (delikat) zum Stand (2 Spit) | Zwischensicherungen: 10 Nägel | 30 m | VI+
6. Anfangs delikat und dann über einen schönen Riss zum Stand (2 Spit) | Zwischensicherungen: 3 Nägel, 3 Spit | 20 m | VII-
7. Über einen schönen Riss zu einem geräumigen Stand (2 Spit) | Zwischensicherungen: 1 Nagel | VI
8. Nach rechts queren und hinter einer Fichte gerade hoch, dann schräg nach links hinauf auf eine grasige Rampe zum Stand (2 Spit – gleichzeitig Stand der 8. SL der „Heimatliebe“) | Zwischensicherungen: 1 Nagel, 1 Spit | VI
9. + 10. Siehe Beschreibung „Heimatliebe“
Die Route wurde mit Haken des AVS-Alpinfonds und der HG Lana erstbegangen.