© Karin Leichter

Der Stockeinsatz ist ein unterstützender Bewegungsablauf beim Skifahren. Der Trend hat sich auch beim Bergwandern und Bergsteigen durchgesetzt. Der Einsatz von Stöcken ist nicht mehr wegzudenken und hat sich in den letzten Jahren zu einer Modeerscheinung entwickelt. Doch wann ist es überhaupt sinnvoll, dieses Hilfsmittel zu verwenden? Wann ist der Wander- oder Trekkingstock überflüssig oder sogar eine Gefahrenquelle?

von Stefan Steinegger (Bergeerleben 03/15)

Gelenkschonende Gehhilfen

Unterwegs bieten Stöcke eine wert – volle Unterstützung für Trittsicherheit und Balance und können in verschiedenen Situationen wie Bachüberquerungen oder hartgefrorenen Firnfeldern sehr hilfreich sein. Bergabwärts müssen bei richtigem Stockeinsatz die Knie viel weniger Gewicht abfedern und die Wirbelsäule wird entlastet. Ein positiver Nebeneffekt: Auch die Muskulatur ermüdet langsamer.
Dass die Gehhilfen aber für Bergsportler nicht nur Vorteile bringen, beweist die alpine Unfallstatistik. Seit dem Stock-Boom werden vermehrt Unfälle mit Wander- bzw. Skistöcken im alpinen Gelände verzeichnet. Diese führen von Handgelenksbrüchen bis hin zu tödlichen Abstürzen, da Bergsteiger über die eigenen Stöcke gestolpert sind. Deswegen gehören Stöcke in absturzgefährdetem Felsgelände sorgfältig verstaut an den Rucksack und nicht an die Handgelenke.

Wandrung mit Stöcken © Karin Leichter
Wanderung mit Stöcken © Karin Leichter

Gehtechnik

Beim Wandern auf normalen, leicht geneigten Wegen wird der linke Wanderstock gemeinsam mit dem rechten Fuß gesetzt, der rechte Wanderstock mit dem linken Fuß. Bei der optimalen Kraftübertragung setzt der Stock immer diagonal nach hinten geschoben und nicht senkrecht oder schräg nach vorn auf. Dies entspricht in flach geneigtem Gelände unserem natürlichen Bewegungsmuster beim Gehen.
Im steilen Gelände ist dagegen der Doppelstockeinsatz häufig sinnvoll. Bergauf kann man sich so aktiv auf die Stöcke stützen und somit die Beinmuskulatur und die Wirbelsäule entlasten (gerade bei schweren Rucksäcken).
Bergab kann man sich auf den Stöcken abstützen, wenn sie eng am Körper geführt werden und man sie nur jeden zweiten Schritt einsetzt, um den natürlichen Gehfluss nicht zu unterbrechen. In sehr steil abfallendem Gelände hilft es außerdem, den Oberkörper dabei noch zusätzlich leicht nach vorne zu beugen.

Stocklänge

Die Länge des Wanderstocks sollte so gewählt werden, dass bei senkrecht aufgestelltem Wanderstock Unter- und Oberarm ungefähr in einem rechten Winkel zueinander stehen. Ist der Weg steil ansteigend, darf die Länge ruhig ein bisschen kürzer sein. Beim Bergabgehen sollten die Wanderstöcke um ein paar Zentimeter länger eingestellt werden, um die Belastung besser abzufangen. Es empfiehlt sich, Teleskopstöcke zu verwenden, deren Länge einfach verstellbar ist. Achtung: In der maximal ausgefahrenen Länge lässt bei Teleskopstöcken die Stabilität etwas nach.
Defekte Stöcke können rasch eine Gefahrenquelle werden. Jeder kann sich vorstellen, was passiert, wenn man sich mit einem 20-Kilogramm-Rucksack bei steilstem Abstieg zu 100 Prozent auf seine Stöcke stützt und diese einklappen oder brechen. Deswegen sollten die Stockrohre auf schadhafte Stellen kontrolliert und bei Teleskopstöcken regelmäßig der richtige Sitz beziehungsweise Halt der Segmente überprüft werden.

Koordination mit Wanderstöcken und ohne

Gerade in steilem Gelände und bei schwierigen, langen Touren sind Stöcke sinnvoll. Doch um den Körper nicht in der Gewohnheit versinken zu lassen, empfiehlt es sich, auf einfachen Wanderungen auch mal die Wanderstöcke zu Hause zu lassen. Dadurch trainiert man seine Koordinationsfähigkeit und kann die Wanderstöcke als Trumpf spielen, wenn sie eine richtige Hilfestellung darstellen.

Gleichgewicht halten durch Stöcke © Karin Leichter
Im unwegsamen Gelände oder gerade auf Schneefeldern sind Stöcke eine große Hilfe, um das Gleichgewicht zu halten © Karin Leichter
Wanderstöcke sind gelenkschonende Gehhilfen © AVS Schenna

Der Wanderstock

  • Griffe: Meistens sind die Griffe ergonomisch geformt. Kunststoffgriffe sind oft etwas günstiger, dafür bieten Kork und Schaumstoff den großen Vorteil der Schweißabsorption.
  • Stockrohr: Einige Modelle sind unterhalb des Griffs, also am Rohr, ebenfalls mit Neopren besetzt. Dadurch kann man bei Regen oder Schnee den Stock auch tiefer halten, ohne dass die Hand abrutscht.
  • Schlaufen: Die Schlaufen am Griff sollten in der Länge verstellbar sein. Die Kanten sind am besten weich und abgerundet, damit sie am Handgelenk nicht scheuern. Grundsätzlich gilt: Je breiter und weicher, desto besser.
  • Belastung: Damit Stöcke bei großer Belastung nicht plötzlich ungewollt in sich zusammensacken, sollte die Stützwirkung nicht zu gering sein. Die Belastbarkeit der Stöcke reicht im Handel von 30 bis 100 Kilogramm.
  • Spitze: Die Spitze sollte aus Hartmetall bestehen, um auch auf Asphalt oder Stein dauerhaft spitz zu bleiben. Der Kronen- oder Hohlschliff der Spitze verbessert den Griff auf Eisplatten oder gefrorenen Pfützen in den Bergen.
  • Stockteller: Im Winter benötigt man große Teller, damit man nicht hoffnungslos im Schnee einsinkt. Auch beim Queren von Altschneefeldern oder bei Hochtouren sind große Teller von Vorteil. Bei Touren im Sommer können große Teller durch kleinere ersetzt werden.