Überblick über das Klettergebiet Ciastlins © Sepp Hackhofer
Nimm dir einen Moment Zeit und lass die umgebende Natur des Klettergartens auf dich wirken! Beobachte einmal ganz bewusst die Felsen und ihre nähere Umgebung. Schon hundert Mal hast du den Fels in der Hand gespürt, doch hast du die Tiere und Pflanzen in Nischen, Löchern und Rissen bemerkt? Unser Freizeitraum ist zugleich Lebensraum. Wir vom AVS setzen uns für naturverträglichen Bergsport ein.
Das Projekt „Freiheit mit Rücksicht“
Im beliebten Klettergarten Ciastlins in St. Vigil-Enneberg, besteht eine Konfliktsituation zwischen Naturschutz und Naturnutzung. Der Klettergarten befindet sich nämlich im Revierzentrum eines Steinadlerpaares. Im Rahmen der Sensibilisierungskampagne „Freiheit mit Rücksicht“ und in Zusammenarbeit mit dem Amt für Natur hat der AVS angesichts des Nutzungsdruckes am Fels vereinbart, dass der Klettergarten Ciastlins zwar veröffentlicht werden kann, eine Erweiterung des Klettergebietes aber nicht mehr erlaubt ist. Um dies den Kletterern an Ort und Stelle zu vermitteln, haben wir eine viersprachige Informationstafel (Ladinisch-Italienisch, Deutsch-Englisch) konzipiert und gut sichtbar aufgestellt. So versuchen wir im Welterbegebiet die in- und ausländischen Besucher für die Bedürfnisse des Steinadlers zu sensibilisieren. Mitglieder der Lia Da Munt haben den ladinischen Text überarbeitet und sind die Ansprechpartner vor Ort. Unterstützt wird diese Aktion auch vom Verband der Südtiroler Berg- und Skiführer.
Der Steinadler
Der König der Lüfte ist etwa einen Meter groß und hat eine Flügelspannweite von ca. zwei Metern. Das Weibchen ist etwa 10 cm größer als das Männchen. Der Adler in den Alpen wurde in Vergangenheit stark dezimiert. Mittlerweile gibt es in Südtirol wieder 40-50 Paare. Er hat riesige Reviere, die er durch gezielten Artenschutz wieder zurückerobern konnte. Damals war die Jagd die größte Gefahr für den Adler. Heute ist es der Mensch, der am Berg seine Freizeit verbringt. Nicht nur das Klettern, auch das Überfliegen der Reviere mit Paragleitern oder Drohnen, aber auch unverantwortliche Fotografen und Naturbeobachter, die sich den Horsten zu sehr nähern, stellen bedeutende Störfaktoren für die Tiere dar.
”Um seine Brut erfolgreich großziehen zu können, braucht der Steinadler ungestörte Bereiche. Schon die kleinste Störung kann zu Aufgabe der Brut oder gar des Horstes führen. Dies gilt auch für andere Felsenbrüter wie Uhu oder Turmfalke.
Freiwillig auf Erschließung hinter bestehenden Sektoren verzichten
Unsere Bergwelt ist ein wichtiger Freizeitraum. Die fantastische Kulisse des Unesco Weltnaturerbes Dolomiten ist dabei besonders attraktiv. Gerade hier soll das Klettern besonders verantwortungsvoll stattfinden. Für das naturverbundene Klettern sind ein paar einfache Regeln zu berücksichtigen:
- bleibe im ausgewiesenen Klettergarten
- benutze ausgewiesene Zu- und Abstiege
- vermeide unnötigen Lärm
- packe statt Papiertaschentüchern Klopapier in den Rucksack – es zersetzt sich viel schneller
- nimm deinen Müll wieder mit (auch Papiertaschentücher und Zigarettenstummel!)
- Toilettengang: halte Abstand zu Felsen, Wegen und Gewässern. Verwende Klopapier, grabe es ein oder decke es zu.
Wo Felsen noch unerschlossen sind, besteht der Traum, eine neue Route zu bohren
Wenn du einen neue Kletterlinie einrichten willst, kläre vorher ab, ob es dort Felsenbrüter oder andere schutzwürdige Tiere und Pflanzen gibt. Vergiss nicht: der Fels gehört nicht die allein! Dabei ist die lokale AVS- Kletterszene dein erster Ansprechpartner. Du kannst dich dort auch über die Besitzverhältnisse erkundigen.
In Ciastlins unterstützen uns der Kletterer Simon Kehrer und Fricky`s Climbers Treff.