Steinbock beim Sonnenbad © Klaus Bliem
Der Winter ist lang und hart und erfordert von Seiten der Wildtiere besondere Anpassungen von Körperfunktionen und Lebensweise. Das Haushalten mit den Reserven, unnötige Bewegungen vermeiden ist überlebenswichtig. Wildtiere leben im Energiesparmodus.
Überlebensstrategien beim Schalenwild
Die wichtigste Überlebensstrategie von Gämse, Steinbock, Reh und Rotwild ist das Haushalten mit den Fettreserven. Die Devise lautet daher: möglichst wenig bewegen. Störungen und eine kräftezehrende Flucht wirken sich besonders negativ auf ihre Energiebilanz aus, deshalb ist Ruhe in den winterlichen Rückzugsgebieten oft entscheidend für das Überleben.
Um einen langen und schneereichen Bergwinter zu überstehen, haben sich die Wildtiere auf vielfältige Weise angepasst. Das dicke Winterfell isoliert gut und bis zum Herbst wird eine Fettschicht angefressen, die beim Überdauern der nahrungsarmen Zeit hilft. Energiesparen heißt auch, möglichst kurze Wege zwischen Nahrungssuche und Ruhephasen zurückzulegen. Bei manchen Tierarten (z.B. Rotwild) werden die Lebensfunktionen heruntergefahren: Der Pulsschlag verlangsamt sich, die Körpertemperatur wird in einigen Körperteilen stark heruntergefahren. Viele Wildtiere suchen begünstigte Lebensräume auf, z.B. sonnige Gebiete. Der Steinbock lässt sich hier nach einer kalten Nacht von der Sonne aufwärmen. Er sucht im Winter steiles, felsiges Gelände auf, wo der Schnee nicht lange liegen bleibt, denn mit seinem massige Körper kommt er im hohen Schnee nur schwer voran.
”Wildtiere brauchen im Winter vor allem Ruhe. Wenn sie aufgeschreckt werden, verbrauchen sie Energie, die sie mit der Nahrungsaufnahme nicht mehr ausgleichen können.
Klaus Bliem, Referatsleiter Referat Natur & UmweltFoto: Georg Kantioler
Überlebenskünstler Raufußhühner
Häufige Störungen machen auch Schneehuhn, Auerhuhn und Co. zu schaffen. Sie haben im Winter ein besonders dichtes Gefieder. Weil sie keine Fettreserven anlegen können, müssen sie auch im Winter regelmäßig fressen und suchen dazu begünstigte Flächen auf, z.B. felsiges, schneefreies Gelände oberhalb der Waldgrenze. Das Schneehuhn ist perfekt getarnt und wird häufig erst bemerkt, wenn es während der Flucht in Panik auffliegt. Raufußhühner graben sich Schneehöhlen im weichen Pulverschnee, um sich vor der Kälte zu schützen. Verlassen sie diese Höhle für eine Flucht, ist dies mit zusätzlichen Energieverlusten verbunden.
Gämse im Winter © Renato Grassi
Tipps für naturverträgliches Verhalten
Wir sind in der Natur zu Gast und nehmen auf Wildtiere Rücksicht, indem wir:
- uns möglichst ruhig verhalten
- die ausgewiesenen Wildlebensräume und Futterstellen umgehen
- keinen Tierspuren folgen
- Tiere immer aus der Distanz beobachten
- uns möglichst nicht entlang der Waldgrenze bewegen
- Störungen in den Morgen- und Abendstunden vermeiden
- auf Mondscheintouren abseits der Forstwege verzichten