"Die Blaue Sau", Schmurtzwänden, Gschnitzertal
Erstbegehung der "Die Blaue Sau" © Felix Erlacher und Christoph Soratroi
Im Sommer von 2016 hatten Christoph Soratroi und Felix Erlacher einige abenteuerliche Tage in den Schmurtzwänden. Dabei gelang ihnen die Erstbegehung der "Blauen Sau".
Die kompakte Wand östlich des Wallfahrtsortes St.Magdalena im Gschnitztal ist bestimmt schon einigen Kletterern aufgefallen. So auch meinem Kletterpartner Christoph. Dieses mal hatten wir das Glück die Ersten zu sein welche einer bloßen Idee Taten folgen ließen.
Um der Ethik Willen gingen wir das erste Mal mit einem Handbohrer zu Werke. Die Idee war nur dort Bohrhaken zu setzen wo wir es für unentbehrlich hielten und den Rest mit Friends, Keilen oder Normalhaken abzusichern.
Nach dem ersten Versuch und 2 1/2 Längen stellten wir fest, dass die Wand steiler und kompakter war als von uns angenommen. Während wir uns darüber freuten beschlossen wir aber auch beim nächsten mal einen Akkubohrer mitzunehmen.
Es dauerte leider immer ein paar Wochen bis wir wieder Zeit fanden gemeinsam einzusteigen. Aber es war jedes mal eine abenteuerliche Freude an diesem Fels Hand anzulegen und hat uns einiges an Anekdoten beschert.
Einmal schleppten wir zum wiederholten Mal die ganze Schlosserei zum Einstieg, nur um zu realisieren das wir alles dabei hatten, außer einen 10mm Bohrer!! Nachdem wir aus Frust unsere Mittagsbrote schon vormittags gegessen hatten, beschlossen wir über die „Schmurzalm“ zum potentiellen Ausstieg der Route zu spazieren um den Abstieg auszukundschaften. Nach einer anstrengenden Einheit Ganzkörper-Latschenwrestlen erreichten wir am Nachmittag den möglichen Ausstieg. Diese Aktion hinterließ zwar einen angenehmen Geruch an unseren Klamotten, aber spätestens als wir das riesige Latschenfeld wieder runter(gerollt) waren beschlossen wir eine Abseilpiste einzurichten. Alles Andere hätte ein Säge-Massaker biblischen Ausmaßes erfordert um eine einigermassen begehbare Schneise durch die Latschen zu bauen.
Nachdem wir nach drei (oder waren es vier?) Versuchen den Ausstieg erreichten, beschlossen wir noch einen alternative Einstieg einzurichten. Das erwies sich im Nachhinein als glänzende Idee, da es der Route nochmal 2 Seillängen in ähnlicher Schwierigkeit und Absicherung wie im oberen Teil bescherte. Der alte, original Einstieg ist deutlich brüchiger und durch die anfängliche Motivation (und dem Handbohrer) deutlich spärlicher abgesichert.
Der Name? Während eines Tages in der Wand erinnerten wir uns an den Energy-drink aus den Neunzigern und den dazugehörige Werbespot. Böse Zungen behaupten es lag auch an den gerade stattfindenden Bundespräsidenten Wahlen in Österreich.
Am Tag der Rotpunktbegehung der „Blauen Sau“ wollten wir noch einen Versuch im rechten Wandteil wagen. Wir hatten schon die ganze Zeit spekuliert ob dort eine kletterbare Route möglich wäre. Der rechte Wandteil ist deutlich steiler als weiter links, und die hellere Farbe der Felsen lies uns etwas an der Qualität zweifeln.
Alles halb so wild und einige Versuche später war dann die „Megaschmurz“ geboren. Sie startet quasi am rechten Ende der Wand und schlängelt sich der am besten kletterbaren Linie entlang hoch, bis sie durch eine kurzen Quergang vom letzten Stand in die „Blaue Sau“ mündet. Die „Megaschmurz“ ist etwas steiler und technisch schwieriger als die Nachbarroute, deshalb stecken einige BH und NH mehr. Nichtsdestotrotz sind Friends unerlässlich
Erstbegehung der "Blaue Sau" © Felix Erlacher und Christoph Soratroi
Routeninformationen:
Zufahrt:
Durch das Gschnitztal an Trins vorbeifahren und kurz vor Gschnitz zum Parkplatz der Wallfahrtskirche St.Magdalena. Von hier (Fahrverbot) auf dem Forstweg eben Talauswährts fahren bis man an einem Gatter vorbei die Möglichkeit hat nach rechts aufwärts zu fahren. Diesem Forstweg (eine Kehre) bis zum Ende (mobiler Hochstand) folgen.
Zustieg:
Vom Ende der Strasse wenige Meter zurück und bei einer grossen Schneise aufwärts gehen. Nach 50m links auf den lichten Rücken gehen und diesem folgen. Am Ende des Rückens kurz durch den Wald und dann weiter geradeaus. Ab hier gibt ist der Steig mit rot weissem Absperrband markiert.
Auf ca. 1700 kommt man auf eine kleine Lichtung, ab hier nach rechts (Steinmann) den Trittspuren und nicht mehr dem Absperrband folgen. Kurz dem Bachbett entlang hoch und gleich nach rechts (Steinmann) am Wandfuss entlang bis zum Einstieg. Es sollten Bohrhaken sichtbar sein und hinter einem Baum am Felsen befindet sich das Wand(fuss)buch. Vom Ende der Forststr. ca. 1 Std Gehzeit.
Schwierigkeit:
VIII-
Seillängen:
6
Länge:
200m
Absicherung:
Alle verwendeten Normalhaken wurden belassen, trotzdem sind mobile Sicherungsmittel zu empfehlen. Alle Stände sind mit 2 Bohrhaken eingerichtet.
Material:
50m Halbseile. Friends von BD 2 (gelb) bis zum BD C3 1 (rot). BD .4,.5,.75 (grau,violett,grün) doppelt. Ev. Hammer und NH.
Charakter:
Der Fels ist so gut wie überall sehr kompakt, deshalb wurden an vielen Stellen Bohrhaken verwendet. Die Kletterei spielt sich meistens in senkrechten Platten und tlw. Rissen ab uns ist überraschend gutgriffig.
Routenbeschreibung:
Es gibt zwei Einstiegsmöglichkeiten:
Der linke Einstieg ist nicht empfohlen (1SL,45m,IV-: über bröseligem Schrofengelände hoch, 3BH; 2SL,35m,VII-: anspruchsvoll und schlecht absicherbare Platte, 3 BH).
Der rechte Einstieg startet ca. 15m links von Baum und Wandbuch.
1SL:35m,7: Von einem Band mit grossem Block durch mehrere von Grasspolstern unterbrochenen senkrechten Platten hoch. Zuletzt linkshaltend zu einem Stand auf einem Band mit Alpenrosen, 6 BH.
2SL: 25m, VII: Vom Stand nach links und bei einem Riss (NH) hoch, 4 BH.
3SL: 45m, VII+: Zuerst schräg links zu NH, danach über Platte hoch. Nach dem ersten BH hoch und dann dem Riss nach rechts folgen bis zu einer kleinen Verschneidung. Nach dieser zuerst entlang einem Riss dann durch Platten gutgriffig und steil nach oben. Zuletzt nach rechts zu Stand auf Moosbett. Lange Seillänge, auf Seilverlauf achten, 4BH.
4SL: 40m, VIII-: Vom Stand gerade hoch und dann in Linksbogen anhaltend schwierig durch kompakte Platten. Zuletzt kleinem Band nach rechts zum Stand folgen, 7BH.
5SL: 30m, VII-: Vom Stand nach rechts und schräg durch Platten zu einem Riss. Diesem folgen bis zum Stand unter gelber Wand, 3BH.
6SL: 25m, VII: Dem Riss durch die steile Wand folgen bis zum Stand in den Schrofen, 2 BH.
Abstieg: Abseilen über die Route.