„Zeitlos“(VI+), Große Ohrenspitze 1. Südwestpfeiler
Erstbegehung der Route "Zeitlos" © Manuel Gietl und Jakob Steinkasserer

Eine weitere Erstbegehung für die Seilschaft Manuel Gietl und Jakob Steinkasserer.
Am 03. Juli 2021 gelang ihnen die Route "Zeitlos" am 1. Südwestpfeiler der "Großen Ohrenspitze". Eine kurzweilige Tour in tollen Ambiente die steile Risspassagen, Platten und Gratkletterei anzubieten hat

Manchmal braucht es ein bisschen Glück und kreatives Auge. Wenn sich dies mit einem guten Riecher und einem sehr motivierten Seilpartner kombinieren lässt, entstehen Routen wie die letzlich eröffnete „Zeitlos“ an der großen Ohrenspitze. Die Motivation und die Zielstrebigkeit wurden nach dem weiten und recht mühsamen Zustieg sofort belohnt. Bereits beim ersten Abtasten der Felsstrukturen am Einstieg grinsten Jakob und ich uns Spitzbübisch an. Wir wussten, dass sich die Mühen die schweren und vollbepackten Rucksäcke hochzuschleppen, gelohnt hatten. Voller Elan stieg ich in die ersten Längen vor und konnte ziemlich unkompliziert die erste Hälfte des Pfeilers erklettern. Steile traumhafte Risse, Verschneidungen und kurze kompakte Plattenstellen charakterisieren die Kletterei bis zum Grat nach der 7. Seillänge. Das Vorhaben die Route klassisch bzw. traditionell abzusichern, ließ sich gut verwirklichen. Risse, Schuppen und Verschneidungen jeglicher Breite und Neigung machten das Legen mobiler Sicherungen beinahe zur reinsten Gaudi. Die letzten 4 Seillängen ähneln klassischer Grat- und Kammkletterei. Auch dort lassen sich Standplätze uns Zwischensicherungen einwandfrei platzieren. Sehr erfreut waren wir am letzten Standplatz, als wir die gut machbare Abstiegsroute erblicken konnten. In summa summarum ist die neue Route „Zeitlos“ eine sehr befriedigende alpine Kletterei. Ambiente, Umgebung und Felsbeschaffenheit versprechen nach dem sehr anstrengenden Zustieg einen sehr kurzweiligen Klettertag.  

Ein Dankeschön an den Alpenverein Südtirol für die Unterstützung mit dem Hakenfond

Text: Manuel Gietl

Erstbegehung der Route "Zeitlos" © Manuel Gietl und Jakob Steinkasserer

Routeninformationen

Erstbegehung: Manuel Gietl und Jakob Steinkasserer onsight am 3. Juli 2021

Schwierigkeit: 6+ 

Länge: 11 Seillängen, ca. 400 Klettermeter

Zeit: 4 bis 5  Stunden

Fels: sehr gut bis ausgezeichnet (kompakter Rieserferner Tonalit), am Grat etwas blockig

Material: 12 Express, Doppelseil, 2 Sortiments Friends, Klemmkeile, Hammer und Haken, Schlingenmaterial

Ausrichtung: Südwest 

Charakter: unerwartet sehr begeisternde alpine Wand- und Risskletterei (insbesondere in den ersten 6 Seillängen überaus befriedigende und steile Kraxelei) auf sehr strukturiertem, griffigen und sehr kompakten Tonalit (granitähnlich)

Absicherung: In den ersten 6 Seillängen teilweise eingerichtete Standplätze an Normalhaken; drei Zwischenhaken wurden verwendet und auch belassen; der Rest erfolgt ausschließlich durch mobile Sicherungen; der Fels bietet jedoch zahlreiche gute Möglichkeiten, sich mit Friends und Klemmkeile abzusichern

Einstieg: 46.90384964892838, 12.171963941648034

Zustieg: ausgehend vom Antholzer See zunächst Weg Nr. 39 folgen. Nach ca. 500 am Riepboden angelangt vor der Gedanktafel (Stein) rechts abbiegen. Nach einigen Metern nach Steinmännchen Ausschau halten. Diesen folgen und weiter steil aufsteigen bis zu einer grasigen Schulter. Von dort kann man die große Ohrenspitze gut einsehen. Von nun an weglos die beste Möglichkeit suchen, um zuerst Richtung Tuplenscharte bzw.  um zum Einstieg zu gelangen (nicht markiert). Aufstiegszeit ca. 2 h bis 2h 30 min. 

Abstieg: Vom letztem Standplatz einige Meter 2 Grad in Richtung NordWesten in einen gut ersichtlichen Graben abklettern. Von dort relativ unschwierig den Graben folgen und später in leichten Linksbogen wieder zurück zum Einstieg (ca. 45 min) – dann über Aufstiegsroute wieder zurück zum Ausgangspunkt am Antholzer See (ca.1 h 30 min)

„Diese Route wurde mit Haken des AVS-Alpinfonds erstbegangen“