„Zahnlos“(WI6 / M6), Seekofel, Pragser Dolomiten
Erstbegehung der "Zahnlos" © Manuel Baumgartner und Daniel Töchterle
Am 07.03.2021 bissen sich Daniel Töchterle und Manuel Baumgartner bei einer Erstbegehung eines Eisfalles am Seekofel die Zähne aus
Als Manuel und ich auf einer abenteuerlichen Tour in Prags unterwegs waren, fiel uns die markante Eisspur in der Seekofelnordwand das Erste Mal so richtig auf. Wir hatten ein Fernglas dabei und konnten uns somit ein besseres Bild vom bevorstehenden Abenteuer machen. Dann ging alles ganz schnell, wir verabredeten uns für Sonntag.
Unsere Rucksäcke waren gepackt und wir machten uns mit Schneeschuhen auf den Weg. Wir gingen über den im Sommer überfüllten Touristenwanderweg Richtung Grünwaldalm und querten vor der Alm in Richtung großes Kar. Über teilweise steiles Gelände gelangten wir zum Einstieg. Jetzt ist mir auch klar, warum Schneeschuhe auch Steighilfen haben 😊. Mit brennenden Waden kamen wir zum Einstieg und der erste Eindruck war atemberaubend, die Linie wirkte sehr eindrucksvoll.
Manuel übernahm die Initiative und stieg in die erste Seillänge ein. Er hat des Öfteren versucht eine Eisschraube zu setzen, aber keine der neuen Eisschrauben ging bis zum Kopf in das Eis. Aus diesem Grund hat er viel mit Friends gesichert, wobei er die feine Eisglasur zuerst entfernen musste, um den Friend in den Riss zu bekommen. Der Fels links der Eisspur entpuppte sich als nicht fest, er war sehr brüchig. Er schlug einen “Nagel des Vertrauens” in einen Riss und verlängerte ihn, um über den kurzen Überhang zu klettern. Mit einem gezielten Schritt ging es hoch hinauf und er kletterte die letzten Meter zum guten, dicken Eis, wo er Stand machte. Ich stieg die Seillänge nach und sie war viel steiler, als sie zu Beginn aussah. Ich kam erschöpft zum ersten Stand und konnte Manuel zu der super Leistung gratulieren. Die nächste Seillänge ist recht angenehm und schön zu klettern. Das Eis ist sehr fest, da es noch keine Sonnenstrahlen abbekommen hat. Ich habe mit Eisschrauben gesichert, aber Eine davon wollte einfach nicht im Eis greifen. Wir dachten uns nur: “Warum neue Eisschrauben kaufen, wenn man sie nicht platzieren kann”, und haben schon Zweifel am Material geäußert. Trotzdem gelang es uns die Seillänge zu überwinden und wir machten Stand auf einem verschneiten Band und stiegen anschließend über die letze Seillänge mit sehr steilem, harten, dünnen und immer weniger werdendem Eis bis zum letzen Stand. Manuel bastelte einen beeindruckenden Stand aus seiner Trickkiste: 1 Friend, 1 Nagel, 1 Eisschraube. Eine traumhafte Eisseillänge, die man sonst nirgendwo findet.
Anschließend seilten wir uns über die Standabalakovs bis zum Einstieg ab und verstauten das Material in den Rucksäcken. Beim Kontrollieren der Eisschrauben fiel uns auf, dass einer neuen Eisschraube 1 Zahn fehlte und wir diese deshalb nicht platzieren konnten 😊.
Und deswegen haben wir uns für den Namen “Zahnlos” entschieden.
Wir marschierten zufrieden und mit einem Abenteuer mehr im Rucksack zurück zum Parkplatz.
Daniel Töchterle
Erstbegehung der "Zahnlos" © Manuel Baumgartner und Daniel Töchterle
Routeninformationen
Erstbegehung:
Manuel Baumgartner und Daniel Töchterle am 07.03.2021
Gebirge:
Seekofel
Charakter:
Anschpuchsvoller Eisfall, der sich nur selten bildet
Schwierigkeit: WI6 / M6
Absicherung: klassische Absicherung
Länge: ca. 200m
Ausrichtung: Nord
Material:
NAA, Friends bis gr. 2, Eisausrüstung, Hakensortiment
Anfahrt und Zustieg
Auf der SS 51 von Toblach in Richtung Cortina fahren bis zum Gasthof Drei Zinnenblick, von da zuerst über die Forststraße und dann über Steig 102 ins Rienztal. Nach ca 5km und auf einer Höhe von ca.1850m kann man den Eisfall auf der orographisch rechten Talseite sehen. (ca.1,5 – 2 h).