„Thelema“ 2. Sellaturm, Sella
Erstbegehung der Route "Thelema" am 2. Sellaturm von Ivo Rabanser, Heinz Grill, Florian Kluckner und Barbara Holzer

Am 9. Oktober 2023 gelang den Alpinisten Ivo Rabanser, Heinz Grill, Florian Kluckner und Barbara Holzer die Erstbegehung der Route Thélema an der Westwand des 2. Sellaturms. Die Route ist 250 Meter lang, umfasst 12 Seillängen und weist Schwierigkeiten bis zum 7. Grad auf.

Routeninformationen

Erste Begehung: Ivo Rabanser, Heinz Grill, Florian Kluckner und Barbara Holzer, 9. Oktober 2023

Schwierigkeit: 7 (in einer Seillängen), sonst 6+ und 6 (oder 6+/A0)

Länge / Zeit: 250 m / 12 Seillängen / 5 – 6 Stunden

Exposition / Zustieg / Abstieg: Westen / ¾ Stunde / 1¾ Stunden

Charakter: 

Die pralle Nordseite des 2. Sellaturms, mit ihrer bis zu 300 Meter hohen Plattenwand, durch die verschiedene hohgeschätzten Klassiker führen, ist in der Kletterszene weitgehen bekannt. Die schlanke Westwand führt hingegen ein dornrößchen Dasein, zumal Routen wie die Demetz erst in den letzten Jahren hie und da wiederholt werden. Thélema bietet einen anspruchsvollen Direktdurchstieg über den rechten, in untern Teil grauen und im oberen Teil gelbüberhängenden Wandpfeiler. 

Nach genüssliche Platten und meist selbst abzusichernde Rissverschneidungen an gutem Fels, erhöhen sich nach oben hin die Schwierigkeiten mit einigen recht kühnen Seillängen, während die Qualität des Gesteins abnimmt. Zwar lässt sich die Schlüsselseillänge durch Hakenhilfe etwas entschärfen, der Anstieg sollte aber in der Gesamtanforderung nicht unterschätzt werden.

Der Name Thélema bezieht sich im Altgriechischen zur Liebe zum eigenen Beruf, zu einer gut erledigten Arbeit bedeutet, als Schaffende mit sich selbst und der Welt in Beziehung zu stehen. Für gestandene Seilschaften ein durchaus interessantes Unternehmen mit alpinem Flair.

Material: 

Die Standplätze sind mit gebohrten Ringen eingerichtet, dazu verschiedene Zwischenhaken und bereits gefädelte Sanduhren. Sämtliche Haken wurden mit Holzdübel in den Felslöcher gefestigt. Zur zusätzlichen Absicherung sind ein Satz Cams (bis Gr. 3) notwendig, sowie Stopper und Schlingen.

Anfahrt: Brennerautobahn > Ausfahrt Klausen > Gröden > Sellajoch

Talorte: Wolkenstein in Gröden (1540 m) / Canazei im Fassatal (1465 m)

Parken: Parkplatz am Sellajoch beim Hotel Maria Flora. Beschränkte Parkmöglichkeiten an der Passstraße. 

Beste Zeit: Juni bis September

Zustieg: Vom Sellajoch (2242 m), westlich des Hotels Maria Flora, auf den ebenen Zustiegsweg des »Pößnecker-Klettersteigs« bis zu einem großem Block mit Gedenktafeln, wo ein Pfad im Geröll rechts etwas ansteigend unter den Zweiten Sellaturms führt. Nun rechts ansteigen zum Einstieg beim oberen Vorbau der Westwand (¾ Stunde).

Abstieg : Vom Gipfel südseitig kurz hinab, nach links ums Eck und wiederum nach rechts um den Grat zu einem gebohrten Ring (2). 20 m abseilen oder durch den engen Kamin hinab zu einer Gratscharte (3). Nun südostseitig den deutlichen Steigspuren folgend über teils steile Schrofen im weiten Zickzack hinunter auf das Grasband, wo man auf den Normalweg des Ersten Sellaturms stößt (2 und einige Passagen 3). Weiter über Felsstufen in eine große Mulde hinab (2). Vor dem letzten Abbruch, bei einer Kreuzung, links durch eine schräge Rinne hinab und schlussendlich über eine glattpolierte Stufe zum Wandfuß abklettern (1, 2 und zuletzt 3+, 1¼ Stunden). Nun auf deutlicher Pfadspur rechtshaltend hinab (drahtseilversicherte Passage) und zurück zum Sellajoch (½ Stunde, insgesamt 1¾ Stunden).