„Sto imparando a volare (7c/+)“, Punta Emma, Rosengarten
Erstbegehung der Route "Sto imparando a volare von Mariapia Ghedina und Diego Mabboni.

Mariapia Ghedina und Diego Mabboni haben vor kurzem die neue Kletterroute „Sto imparando a volare“ (7C/7C+) an der Punta Emma im Rosengarten eröffnet. Sie konnten die Tour vom 03.-04.August eröffnen und am 11. August Rotpunkt klettern.

Die Idee zu dieser Route entstand vor einem Jahr, als Mariapia und Diego  eine Verbindung zu einer Linie spürten, die wie für sie gemacht zu sein schien. Mariapia war die Linie bei einer anderen Begehung aufgefallen, und als Diego vorschlug, sie zu eröffnen, stellte sich heraus, dass es die gleiche war.

Während der Öffnung dachte Diego darüber nach, dass er seinen eigenen Fähigkeiten mehr vertrauen sollte als den äußeren Umständen. Mariapia erkannte zwar die Risiken, ging die Route aber mit Entschlossenheit und Vorsicht an und lernte so, nach einer schwierigen ersten Erfahrung mit Bedacht vorzugehen.

Am 4. August, am Ende eines langen Klettertages, nahmen sie eine besonders schwierige Seillänge in Angriff. Trotz ihrer Müdigkeit entschied sich Mariapia für einen vorsichtigen Versuch, schließlich konnten sie die Tour an diesem Tag vollenden. Ihre Erfahrung unterstreicht, dass die schwierigsten Träume die lohnendsten sein können, wie Richard Bach schreibt: Er lernte was wahrhaft fliegen heißt, und er bereute nie den Preis, den er dafür bezahlt hatte.

Sto imparando a volare

Es gibt Routen, die sich ohne ersichtlichen Grund in den Kopf schleichen und zu mehr als nur einem Projekt werden: Sie werden zu Träumen. Träume, die zunächst absurd erscheinen, zu weit weg, aber dann langsam Gestalt annehmen. So war es auch bei Mariapia Ghedina und Diego Mabboni, die ihre Inspiration auf dem Felsen von Punta Emma im Herzen des Rosengartens fanden.

„Es war eine Idee, die uns schon seit einiger Zeit im Kopf herumschwirrte“, sagt Mariapia. „Ich hatte diese Wand bei einer früheren Begehung der Giupponi-Larcher-Route bemerkt, und sie fiel mir sofort ins Auge. Als Diego eine neue Linie in Gardeccia vorschlug, war mir klar, dass wir genau dorthin gehen wollten.“ Die Intuition entpuppte sich auch als schöner Zufall: eine Route, die schon da zu sein schien und nur darauf wartete, geschaffen zu werden. „Wir haben sofort gemerkt, dass es eine Harmonie zwischen uns und dieser Linie gab, als ob sie auf uns gewartet hätte“, fügt Diego hinzu.

Die Faszination des Kletterns liegt nicht nur in der Technik, sondern ist eine ganzheitliche Erfahrung: Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, in das Seil, in die Haken und in die Menschen, die das gleiche Abenteuer erleben. Aber das Abenteuer von Mariapia und Diego war nicht ohne Überraschungen. „Die Cliffs? Sie sind nicht gerade die sicheren Äste, denen ein Vogel vertrauen kann“, scherzt Mariapia und erinnert sich an den Flug, den sie am ersten Tag der Route unternahm.

Seillänge um Seillänge durchlebten sie ein Wechselbad der Gefühle: die Genugtuung, die Linie entstehen zu sehen, die Entdeckung von Griffen im richtigen Moment und die Dankbarkeit gegenüber denjenigen, die diese Momente möglich gemacht haben. Der Fels des Rosengartens, fest und umhüllend, wurde zu ihrem vorübergehenden Zuhause.

Klettern ist nicht nur ein physischer Akt, sondern auch eine innere Reise. Als sie am 4. August die fünfte Seillänge in Angriff nahmen, die komplexer und schwieriger war als die anderen, machte sich Müdigkeit breit. Aber Mariapias Entschlossenheit war stärker: „ Im schlimmsten fall fliege ich“, sagte sie mit dem Lächeln von jemandem, der das Gefühl hat, das Richtige zu tun.

Jede Bewegung auf dem Felsen, vor allem aber an den Cliffs, erforderte Präzision und Konzentration. Der Bohrer schien immer mehr zu wiegen, aber der Wunsch, das Ziel zu erreichen, war unaufhaltsam. So erreichte Mariapia Schritt für Schritt, Bohrhaken für Bohrhaken, den letzten Standplatz und schloss damit ein Kapitel ab, ließ aber einen neuen Traum offen, den sie leben und teilen wollte.

Die Route wurde in der darauffolgenden Woche freigegeben, und Mariapia wollte sie gemäß der Tradition abschließen, indem sie die gesamte Linie zuerst kletterte. „Sto imparando a volare“ ist nicht nur der Name der Route, sondern auch eine Philosophie, die Mariapia und Diego jedes Mal mit sich tragen, wenn sie sich in das Seil einbinden.

Übersetzt aus dem Italienischen. Originaltext von Mariapia Ghedina.

Erstbegehung der Route "Sto imparando a volare von Mariapia Ghedina und Diego Mabboni.

Routeninformationen

„Sto imparando a volare“

Erstbegeher

Mariapia Ghedina und Diego Mabboni 04.08.2024

Schwierigkeit 7C/+

Länge 230 mt

Seillängen: 6

Felsart: Dolomit

Ausrüstung: NAA, Friends e 12 Expressschlingen. Die Sanduhren sind bereits gefädelt

Charakter: Standplätze immer an 2 Bohrhaken, Fels ist gut bis sehr gut, erste Hälfte vertikale Kletterei zweite Hälfte leicht überhängend. Beim Ausstieg ist der Fels etwas weniger gut. Man kann über die Tour abseilen.

Ausrichtung: Nord

Zustieg: Von der Vajolet Hütte iin 15min zum Einstieg. Beim Einstieg ist ein Steinmandl und ein blauer Stein in der Form eines Herzens.

Abstieg: Über die Route abseilen. Die Abseilstände lassen sich nicht überspringen