„Serac“, Zebru Nordwand, Ortlerguppe
Erstbegehung der "Serac" © Florian und Martin Riegler

Die Rieglerbrothers durchtiegen im April die Zebru Nordwand über ihre neue Linie "Serac". Bericht und Film online!

SERAC“ -Zebru Nordwand –  21.04.2015
Als wir in Sulden in die Bahn steigen um auf die Schaubachhütte zu fahren, sagt man uns, die Hütte sei geschlossen. Normalerweise nicht, nur heute eben. Und nun? Nach Hause fahren kommt nicht in Frage und wir beschließen im Auto einige Stunden zu schlafen und in der Nacht direkt von Sulden aus zu starten.

Gegen 2.30 Uhr montieren wir die Ski auf unsere Rucksäcke und queren über den Suldenferner zum Monte Zebrù. Als wir den Wandfuß erreichen beginnt es langsam hell zu werden. Unser Ziel sind die Eisseillängen direkt neben den Sèracs. Je schneller wir den unteren Teil klettern, desto sicherer. Das Eis ist extrem hart. Gut dass wir unsere Eispickel aufs Maximum gefeilt haben. Ich bin noch nie so nahe an Eisbrüchen geklettert, es sieht faszinierend aus, und gefährlich zugleich.

Wir kommen zügig voran und klettern gegen 6.00 Uhr, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen die Sèracs in ihrer Ruhe stören, aus der Gefahrenzone heraus. Was würde ich jetzt für einen Kaffee bezahlen! Stattdessen stehen uns hunderte Meter Eiswand bevor. Wir verstauen unsere Seile im Rucksack und klettern frei weiter. Im selben Moment sehe ich unsere Videokamera in der Tiefe verschwinden. „S…“! Wir müssen weiter. Es liegt noch viel vor uns und die Kamera finden wir sowieso nicht mehr.

Um Gewicht zu sparen hatten wir entschlossen, so wenig Material als möglich mitzunehmen. Das hat natürlich auch Nachteile. Der halbe Liter Tee ist schnell aufgebraucht und der Durst ist quälend. Zum Glück finden wir eine logische Linie und erreichen den Gipfel problemlos. Ein kurzer Händedruck und wir beginnen wieder mit dem Abstieg. Hinunter wollen wir über die Nordwand. Es wird immer wärmer und der Durst immer größer. Die Müdigkeit nach einer schlaflosen Nacht nimmt von Minute zu Minute zu. „Konzentriert bleiben“, denke ich mir während wir seilfrei ab klettern. Um 14.00 Uhr sind wir wieder beim Ausgangspunkt. Bar wir kommen!

Florian Riegler

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