„Porzione Maggiore(7b+/7a obl)“ Parete del Limaro, Sarcatal
Erstbegehung der Route "Porzione Maggiore" an der Parete del Limaro im Sarcatal von Chris-Jan Stiller und Sebastian Thiele
Über 5 Tage in 2 Jahren konnten Chris-Jan Stiller und Sebastian Thiele die Route "Porzione Maggiore" an der Parete del Limaro erstbegehen. Die teils überhängende Tour mit 10 Seillängen erreicht einen Schwierigkeitsgrad von 7b+.
Nachdem die Locals unsere erste Idee am Piccolo Dain bereits eingebohrt hatten, sind wir nach langer Suche im Sarchatal im Herbst 2022 endlich fündig geworden.
Eine Linie in der großen linken Seite der Parete del Limaro hatte es uns angetan. Nach dem wir die Luce Riflessa geklettert sind war uns das Ausmaß unseres Vorhabens erst richtig bewusst geworden. Es wird Steil und ungewiss ob denn für uns genug Struckturen zum klettern da sind. Aber das ist ja das Spiel beim Erschließen von unten. Kleiner Wermutstropfen zum Start, wir müssen die 1.Seillänge von der Luce Riflessa durchs Efeu benutzen aber das nahmen wir in Kauf. Schon die 1.Sl verlangte Bastl alles Cliff und Bohrkönnen ab, so das ich ihn motivieren musste den Stand noch 5m höher zu schaffen, denn da war ein großes Band. Von da ab übernahm ich die Bohrmaschine und es sah echt abschreckend aus. Steil und glatt, so das ich gleich nach dem 3.Haken in eine Sackgasse geklettert bin. Aber etwas tiefer ging es im Rechtsbogen weiter und immer wieder steil. Da ist die Bohrmaschine auf dem Rücken doch etwas sperrig. Aber dafür ist man beim bohren schneller. Zumindest gefühlt. Nach den 2 Seillängen fühlten wir uns etwas benutzt und Seilten zum Bier ab. Wir hatten ja noch Zeit…
Der nächste Klettertag begann mit Jumaren und Fixseil aufbauen. Was fast anstrengender als einbohren ist 😉
Jedenfalls erreichten wir dann auch wieder unseren letzten Stand vom Vortag und es ging erstmal etwas gemäßigter weiter bis zu einem Stand des Klassikers der von rechts kommt. Sogar mit ordentlichen Bohrhaken versehen. Dann kam noch Mal ein spannendes überhängendes Stück Wand, welches man in großzügigem Rechtsbogen klettern konnte und es wurde ein nicht enden wollende 50m Seillänge. Welche in einem kleinen Wäldchen endete. Von da mussten wir die weiter Linie suchen. Doch der Teil der Wand den wir auserkoren hatten war so stark liegend das wir nicht einmal den Stand unter der steilen Abschlusswand erspähen konnten. So entschlossen wir uns abzuseilen und noch Mal das Topo und die Wand zu studieren…
Nachdem uns klar war, das wir nicht noch Mal mit den Steigklemmen bis zum Wäldchen aufsteigen wollen, hatte Bastl eine super Idee, wir fahren von hinten ran und Seilen von oben rein. Musste nur noch ein Termin gefunden werden. Und der war dann Ostern 2023.
Also voller Vorfreude Hingebrettert und erstmal mit den Freunden, die schon da waren in die Pizzaria. Ein schöner Einstand. Aber die Arbeit wartet. Also diesmal das Bohrzeug und 160m Statikstrick von oben ran tragen und die Abseilstelle finden. Ich hatte ja bedenken, daß das Seil nicht bis in den Wald reicht, aber am Ende war die Wand wieder kürzer als im Kletterführer angegeben und es war noch genügend Reserve vorhanden. Beim Abseilen haben wir schon alle losen Steine und Dreck entfernt, so das uns nichts mehr auf den Kopf fallen dürfte. Dann wieder bei Los angekommen, fing es gleich mit einem knackigen Kaltstart an. Auf dem Band für den Stand angekommen schaute Bastl gleich einer giftigen Schlange in die Augen. Aber die Sache ging glimpflich aus.
Dann kam eine endlose graue Platte auf der ich dann auch noch mal alle Tricks des Cliffens auspacken musste, um den Haken an den gewünschten Ort zu platzieren.
Dann kam die Länge bei der wir noch nicht wussten wie sie denn am Ende zu klettern geht, aber bevor wir das raus finden konnten, musste wir den Spielplatz, auf Grund der fortgeschrittenen Zeit, verlassen.
Und wieder Jumaren… Aber nur 60 statt 200m.
Am nächsten Morgen guggen wir nicht schlecht als um den letzten Haken über Nacht Risse entstanden sind. Doch zu knapp über dem Überhang gebohrt! Gleich noch einen Neuen ins feste Gestein gebohrt.
Und dann ging es sich wieder Erwarten richtig gut aus. Schnurgerade ging es an kleinen Leisten empor in eine kleine Verschneidung zum Stand. Und dann nur noch etwas Fleißarbeit die letzte Länge mit spannenden Zügen zum letzten Stand. Perfektes Timing, morgen Regen dann wieder gut. Also Restday in Arco mit Pizza, Gelatie und Shopping und dann wieder ran an den Speck. Fresh war’s früh. Bei 6° Frühstück is ja nicht meine Temperatur aber wad mud, dad mud. Am Ende war’s dann doch nicht so schwer wie gedacht und eine sehr schöne Tour 🙂
Text: Chris-Jan Stiller
Routeninformationen
Erstbegeher: Chris-Jan Stiller und Sebastian Thiele 16./17.10.22 & 11./12.4.23 RP 14.4.23
Schwierigkeit: 7b+ 7a obl
Länge: 310m
Seillängen: 10
Felsart: Kalk
Ausrüstung: 2x60m Seil
Charakter: Sportliche teils überhängende tour
Zustieg: Siehe Kletterführer Hohe Wände im Sarcatal
Abstieg: Abseilen über die Route