„Murmel-Peißer (VI+)“, Laurinswand, Rosengarten

In der frühmorgendlichen Dunkelheit des 15. August 2018 stiegen wir die steilen Hänge unter der Laurinswand hoch, um in dieser prächtigen Wand eine neue Linie zu erschließen.

Diese mächtige, wilde, fantastische Wand wird heutzutage nur noch selten durchstiegen und wir wollten ihr frisches Leben einhauchen.

Bereits eine Woche vorher bin ich die benachbarte Buratti-Führe geklettert, um mich in dieser Wand etwas umzusehen und sie kennen- und einschätzen zu lernen. Begeistert von der Leistung der Erstbegeher vor 100 (!) Jahren freute ich mich nun noch mehr eine eigenständige Linie durch diese Wand zu klettern.

Am Wandfuß angekommen einigten wir uns recht schnell für eine – allen Anschein nach – noch nicht gekletterte, jedoch kletterbare Linie.

Mit 30 Nägel, Hammer, Bohrmaschine und allerlei Geklimper am Gurt stiegen wir los. Bereits die ersten Seillängen begeisterten uns. Beim Blick nach unten sahen wir ein Murmeltier und freuten uns darüber. Aber nicht lange: das gefräßige Ungeheuer fand meinen Rucksack und (wahrscheinlich der grünen Farbe geschuldet) fraß es mir den rechten Schulterriemen ab! Zumindest hatte ab da die Tour ihren Namen.

Wir stiegen weiter und ließen uns auch nicht von alten Aufstiegsspuren in unserer 3. Seillänge aus dem Konzept bringen. Bei intensiven Recherchen in der Vorbereitung stießen wir auf einen alten Text woraus wir schlossen, dass es sich dabei um eine alte Variante der Buratti Führe handeln muss.

Nach 8 tollen Seillängen wollten wir das große gelbe Dach links umgehen, scheiterten aber an der schlechten Felsqualität und entschieden nach rechts der Buratti -Führe zu folgen und weiter oben unsere geplante Linie auszukundschaften. Dabei mussten wir feststellen, dass die Felsqualität derartig schlecht war, dass wir beschlossen, den Ausstieg vorerst gemeinsam mit der Buratti-Führe zu belassen. Vor einigen Jahren gab es vom Gipfel der Laurinswand einen riesigen Felssturz. Dieser könnte vielleicht auch der Grund für diese schlechte Felsqualität mit viel losem Gestein in unserer ursprünglich geplanten Linie sein. Aus einem Kletterführer liest sich auch, dass alte Routen links vom gelben Dach wie die „Rosalpina“ seitdem anscheinend gar nicht mehr geklettert werden können.

Aus der Summe all dieser Erfahrungen entschlossen wir uns also ab dem gelben Überhang nach rechts mit der Buratti-Führe auszusteigen. Auch weil ab hier sehr schöne Kletterei auf einen wartet, waren wir der Überzeugung, dass ein erzwungener Ausstieg durch brüchiges Gelände keineswegs die elegantere Lösung gewesen wäre.