Erstbegehungen im Oman 2019
Erstbegehungen im Oman 2019 © Luca De Giorgi, Johannes Kaufmann, Peter Warasin, Gabriel Rossi, Ben O’Neill und Katrina Robles

Während ihrer zweiwöchigen Kletterreise im Januar 2019 nach Oman, gelang dem 6 köpfigen Team, bestehend aus vier Südtirolern (Luca De Giorgi, Johannes Kaufmann, Peter Warasin, Gabriel Rossi) einem Engländer (Ben O’Neill) und einer Amerikanerin (Katrina Robles) einige, kleinere Erstbegehungen.

Nach einigen Tagen der Eingewöhnungszeit mit Sportklettern und dann längeren, alpinen, komplett selbst abzusichernden, aber bereits existierenden Klettertouren, machten wir uns auf nach Wadi Damm, einen etwas breiteren, ca. 150-200 Meter hohen Canyon inmitten des Hadschar Gebirges.
Dort schlugen wir unser Zeltlager für die nächsten 3 Tage auf. Der Ort kam uns gleich irgendwie magisch, auf jeden Fall sehr ruhig und friedlich vor, da die Straße hier endet und nur mit einem 4×4 Geländewagen zu erreichen ist. Zudem ein idealer Platz zum Campen, da entlang eines Waals ein wenig Wasser vom Canyon in Richtung eines kleinen Dorfes nach außen rinnt und man so, fließend Wasser zur Verfügung hat; ein wahrer Luxus in Omans karger und meist trockener Landschaft. Zudem bieten die natürlichen, in den Fels geschliffenen Wasserpools die Möglichkeit für Erfrischung bzw. für ein abendliches Bad, nach einem harten Klettertag.
Sofort nach der Ankunft wurden auch schon die ersten potentiellen Linien ins Auge gefasst und fleißig beobachtet, diskutiert und fotografiert, um die Wand noch besser auszuchecken und Strukturen, Risse und weitere logische Verläufe am Felsen erkennen zu können. Auch nach dem Abendessen, am Lagerfeuer wurde dann über die tollen Möglichkeiten für Erstbegehungen gesprochen und wer welche Linie für den morgigen 1. Klettertag in Wadi Damm ins Auge gefasst hat.
Am nächsten Morgen, wieder einmal ein traumhafter, wolkenloser Himmel, wie eigentlich jeder Tag während unseres 2 wöchentlichen Aufenthaltes in Oman, starteten dann alle voller Tatendrang, um die ersten Seillängen zu eröffnen. Wir teilten uns auf jeweils drei 2er Teams auf und jedes Team nahm sich die ausgesuchte Linie vor. Gewappnet mit Unmengen an Friends, Keilen, Expressen, Schlingen, Nägeln und Hammer, drückte der immer schwerer werdende Gurt in unsere Hüften. Ob wir das schon alles brauchen? Aber lieber zu viel als dann zu wenig und nicht weiterzukommen, war das Motto.

Route „Squeeze in and find out“

Direkt gegenüber von unserem Lager, war die Wand etwa 70 Meter hoch und weiste besten kompakten Fels auf. Hier hatte ich bereits am Tag unserer Ankunft einen breiteren Riss bemerkt, welcher sicherlich tolle Kletterei bieten würde, doch würde man ihn absichern können?
Und so standen Peter und ich (Johannes) voller Tatendrang am Nachmittag unseres 1. Tages in Wadi Damm am Einstieg. Da ich motiviert war vorzusteigen und Peter mir den Vortritt ließ, hängte ich mir die Friends in allen erdenklichen Größen an den Gurt: „Zum Glück haben wir die 2 großen Friends doch nach Oman mitgebracht“, fiel mir plötzlich ein. Damit waren jeweils 1 Friend der Größe 5 und 6 der BD Friends gemeint, welche beide größer als unsere Köpfe sind, und welche ich hier in diesem breiten Riss mit Sicherheit brauchen werde.
1 Stunde später mit viel Kampf und harten Kletterzügen, schaffte ich es endlich bis zum Ende des 1. Risses und konnte hier auf einem Band den 1. Stand einrichten. Der Riss war am Ende wirklich so breit, dass man wohl eher von einem Kamin sprechen könnte, doch ganz passte ich doch nicht hinein, somit wohl doch ein Riss. Während ich Peter nachsicherte und über die letzte Stunde nachdachte, kam ich zum Entschluss: „So stellt sich ein Dolomiten-Kletterer, Off-Width-Klettern vor, irgendwie sich selbst, die Hand, den Arm, das Bein in den Riss klemmen und mit stemmen, drücken und stöhnen. Hauptsache irgendwie nach oben“. Die nächste Seillänge, war dann wieder etwas leichter und vor allem kürzer und schnell standen wir am Ausstieg. Am Abend beim Lagerfeuer, war dann schnell ein Name für die Route gefunden, angelehnt an einen Werbeslogan: „Squeeze in and find out“, „Reinquetschen und irgendwie herausfinden“.

Routeninformationen

 

Squeeze in and find out

​Erstbegeher:

Johannes Kaufmann, Peter Warasin am 13.01.2019

Länge:

2 Seillänge (60 Meter)

Material:

2 Sätze Friends, 1 Friend der Größe 5 BD (violett), 1 Friend der Größe 6 BD (grün) für das absichern des Off-Width Risses

Erstbegehungen

Am Ende der 3 Tage in Wadi Damm sind insgesamt 7 Erstbegehungen zwischen dem IV. und VII. Schwierigkeitsgrad entstanden, wobei die Länge zwischen einer bis maximal 5 Seillängen reicht. Der Fels war zwar meist etwas zu säubern, aber sobald dies erledigt war, erwies sich das rot-bräunliche oft aber auch grau-gelbliche Kalkgestein meist als fest und stabil. Die Touren, welche schöne Kletterei in meist bestem Fels bieten, folgen hauptsächlich Rissen und Verschneidungen auf das Hochplateau oberhalb des Canyons. Der Abstieg erfolgt gemütlich entlang des Hochplateaus und führt direkt zum Ausgangspunkt, dem Parkplatz / Lagerplatz zurück.

 

Die Kletterrouten müssen alle komplett selbst abgesichert werden, was in den oft einzigartigen Rissen und Verschneidungen, aber sehr gut möglich ist. Vereinzelt ließen wir Schlingen oder Haken zurück. Es wird empfohlen 2 Sätze Friends bis zur Größe 4 (Black Diamond), sowie einen Satz Keile mitzuführen. Für die Tour „Squeeze in and find out (VI) braucht es zudem jeweils 1 Friend der Größe 5 (violett) und 6 (grün), um den breiten Off-Width-Riss absichern zu können.

Allgemeine Informationen zum Wadi Damm:

Wadi Dhum (وادي ضــم) wird auch Wadi Damm oder Wadi Dham geschrieben, ist ein Wadi in der Region Al Dhahirah im Oman. Es wird auf einige Reiseseiten, als eines der schönsten Wadis in Oman bezeichnet. Auch für Nichtkletterer lohnt sich der Ausflug zu den schönen Wasserbecken.

Anreise:

Wadi Damm kann entweder von Ibri oder Bahhal/Nizwa aus erreicht werden, je nachdem, woher man kommt. Es ist etwa eine Stunde Fahrt von Ibri entfernt, wenn man die Ibri-Nizwa-Straße nimmt und abzweigt, sobald man Kubarah erreicht. Um das Wadi zu erreichen braucht es auf jeden Fall einen 4×4 Geländewagen, da die Straße ziemlich uneben und durch Schotter führt.

Gps-Koordinaten: 23.231742, 57.070249

Zustieg:

Einige Routen („Squeeze in and find out“ und „Two black eyes and a bloody nose“) befinden sich direkt beim Parkplatz, für die restlichen Touren einfach den Canyon zu Fuß nach innen folgen. Die Klettertouren befinden sich auf der rechten Seite.

Abstieg:

Der Abstieg erfolgt gemütlich entlang des Hochplateaus und führt direkt zum Ausgangspunkt, dem Parkplatz / Lagerplatz zurück.

Routeninformationen

 

Lay back and enjoy – VII+
Erstbegeher:Gabrielle Rossi, Luca de Giorgi, Kat Robles am 13.01.2019
Länge:2 Seillängen
Material:2 Sätze Friends
Dirty cracks for dirty boys – VII
Erstbegeher: Luca de Giorgi, Ben O’Neill am 13.01.2019
Länge: 3 Seillängen
Material: 2 Sätze Friends

Routeninformationen

 

Two black eyes and a bloody nose – VII+

Erstbegeher: Luca de Giorgi, Ben O’Neill, Gabriele Rossi am 13.01.2019
Länge: 1 Seillänge (30 Meter)
Material: 2 Sätze Friends

Routeninformationen

 

Never ending hammering – (IV+)
Erstbegeher: Johannes Kaufmann, Peter Warasin am 13.01.2019
Länge: 1 Seillänge (40 Meter)
Material: 1 Satz Friends; Borhaken am Ende zum abseilen

Routeninformationen

 

Trial and error – VI+

Erstbegeher: Luca de Giorgi, Ben O’Neill, Johannes Kaufmann am 14.01.2019
Länge: 3 Seillängen
Material: 2 Sätze Friends; 1 Sanduhr beim 1. Stand gefädelt, 1 Standhaken am 2. Stand

Routeninformationen

 

Crack the ripper – VI
Erstbegeher: Peter Warasin, Gabriele Rossi, Kat Robles am 14.01.2019
Länge: 5 Seillängen
Material: 2 Sätze Friends; 1. Stand an Schlinge, 1 Haken in der 2. SL., 1 Friend der Größe 6 BD (grün) in der 1. SL hilfreich
Erstbegehungen im Oman 2019 © Luca De Giorgi, Johannes Kaufmann, Peter Warasin, Gabriel Rossi, Ben O’Neill und Katrina Robles