„Eisfall Mur de Pisciadù (V/WI6/M6)“, Sellagruppe
Erstbegehung der Tour "Eisfall Mur de Pisciadù" © Manuel und Martin Baumgartner
Kurz vor Jahreswechsel ist Manuel und Martin Baumgartner eine interessante Eisbegehung am Mur de Pisciadù in der Sellgruppe gelungen. Ihnen gleang die komplette Durchsteigung des Eisfalles, der mitten aus der Wand entwächst.
Bereits seit zwei Jahren hat mich der Gedanke nicht mehr losgelassen, den markanten Eisfall zu klettern. Immer wenn ich im Winter am Grödnerjoch vorbei kam, viel er mir sofort auf.
Am 26. Dezember kletterte ich mit einem Freund den Luianta-Eisfall in Kolfuschg. Und ich konnte es mir nicht verkneifen, weiter zum Mur de Pisciadù aufzusteigen, um wieder einen Blick zu riskieren.
Für mich war klar, dass die Verhältnisse passen würden, auch wenn die Eisformation nicht so ausgeprägt war, wie andere Jahre. Dafür war der Fels Trocken und die Temperaturen waren nicht zu kalt zum Freiklettern. Also schaute ich mich nach einen motivierten Partner um, und Martin war sofort begeistert. So starteten wir am 30. Dezember zum Grödnerjoch und machten uns an die Arbeit.
Die Tour folgt den ersten vier Seillängen der selten begangenen Schwarzen Wand Führe, die bereits 1967 von Steinkötter Heinz und Frismon Vitti eröffnet wurde.
Bereits in der ersten Seillänge kamen die Eisgeräte zum Einsatz, die Schwierigkeit liegt ca. bei M5. Die vorhandenen alten Haken sollte man jedoch mit Vorsicht genießen. Die zweite Seillänge klettert man an perfekten schwarzen Fels ca. 30m leicht rechtshaltent hoch. Auch hier trifft man auf alte Haken, man kann aber auch gut mobile Sicherungen legen. Die dritte Seillänge ist ein Mix aus Fels und Eis in der Schwierigkeit V/M5. In der vierten Seillänge befindet sich die schwierigste Felspassage der gesamten Tour, sie folgt zuerst einen Riss zu einen kleinen Dach. Die Schwierigkeit liegt ca. bei VI+, bevor man zum Stand gelangt ist nochmals ein kleiner Eisaufschwung zu bewältigen.
Die fünfte Seillänge führt zuerst unter der hängenden Eisformation links an leichtem Fels vorbei und quert dann direkt ins Eis. An diesem Punkt verlässt man die „Schwarze Wand“ Führe. Die kurze Felspassage kann man gut an Sanduhren und mit Friends absichern. Der eigentliche Eisfall ist dann ein Genuss zum klettern und weist von unten bis oben immer dieselbe Schwierigkeit auf ca. WI6
Am Ende des Eisfalles angekommen, weiten wir die Tour mit einen Schluck Rotwein ein und genossen noch die herrliche Abendstimmung bevor wir durch zweimaliges abseilen über die Tour wieder zum Wandfuß gelangten.
Die gesamte Tour bietet abwechslungsreiche Kletterei in hervorragendem Ambiente, jedoch ist sie nicht zu unterschätzen.
Erstbegehung der Tour "Eisfall Mur de Pisciadù" © Manuel und Martin Baumgartner
Routeninformationen
Schwierigkeit:
Die Tour zieht sich über fünf Seillängen, im Schwierigkeitsgrad V/M6.
Ausrüstung:
Friends bis Gr.2, Keile,
evtl. Hammer und Nägel, komplette Eisausrüstung.
evtl. Kletterschuhe
Zustieg:
Man nimmt den Normalweg zur Pisciadùhütte und folgt der Beschilderung Richtung Klettersteig der Zustieg ist dann offenssichtlich. Man kann den Eisfall von der Straße aus gut einsehen. Um zu dem Eisfall zu gelangen folgt man der alten „Schwarzen Wand Führe“