Sesvennahütte © Wolfgang Lauschensky, alpenvereinaktiv.com
Hüttentipp im März

Die beeindruckende Bergwelt der Sesvennagruppe bietet im Sommer wie im Winter abwechslungsreiche Tourenmöglichkeiten. Mit ihren zahlreichen Abfahrtshängen gilt sie in der Winterzeit als abwechslungsreiches Gebiet für Skitourengeher:innen. Idealer Ausgangs- und Hüttenstützpunkt ist dabei die Sesvennahütte des AVS.

Erreichbar ist die Sesvennahütte über das Rojental, das Skigebiet Watles oder das Unterengadin. Der einfachste Zustieg erfolgt jedoch durch das noch sehr ursprüngliche Schlinigtal oberhalb Burgeis bei Mals in knapp zwei Stunden. Sanft ansteigend führt der Fußweg ab Schlinig zunächst zur Schliniger Alm, dann weiter bis zur Talstation der Materialseilbahn und der weithin sichtbaren Schwarzen Wand. Diese Steilstufe mit imposantem Wasserfall grenzt den vorderen vom hinteren Talbereich ab.  Ist sie überwunden, erblickt man schon bald die Sesvennahütte. Die Wintersaison läuft je nach Schneelage bis Mitte/Ende April. Die Sommersaison beginnt nach einer kurzen Pause um den 10. Juni.

Mit 2023 ist auf der Sesvennahütte ein Pächterwechsel erfolgt. Die neuen Hüttenwirte David und Nathalie haben die Alpenvereinshütte mit der heurigen Wintersaison übernommen. Gemeinsam mit ihrem Hüttenteam kümmern sie sich um die liebevolle Versorgung ihrer Gäste mit regionaltypischen Gerichten und freuen sich auf euren Besuch!

Ein Stück Alpenvereinsgeschichte im Schlinigtal

Die Sesvennagruppe war gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch weitgehend unerschlossen. Anders als in den umgebenden Gebirgsgruppen gab es noch keine Hüttenstützpunkte für Bergsteiger.

Die Sektion Pforzheim des DuÖAV war in jener Zeit auf der Suche nach einem Arbeitsgebiet, um eine Bergunterkunft zu errichten. Auf Vorschlag des Alpinisten Oscar Schuster, einem Pionier des hochalpinen Skilaufs, entschied man sich 1899 schließlich, den Hüttenbauplan unterhalb des Schlinigpasses in der Sesvennagruppe umzusetzen. Bereits 1901 konnte der schlicht gehaltene Natursteinbau fertig gestellt werden. Die nach der Erbauersektion benannte Pforzheimer Hütte diente in jener Zeit sogar als Musterbeispiel für andere Schutzhütten.

Im Jahre 1910 folgte auf Initiative der Pforzheimer Sektion ein nächster Meilenstein: der kühn gebaute Felsenweg durch die obere Uinaschlucht. Er vereinfachte den Hüttenzustieg aus dem Unterengadin wesentlich und wirkte sich positiv auf die Besucherzahlen aus. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren die glorreichen Zeiten allerdings vorbei. Die Hütte musste geschlossen werden und ging nach 1922 an den italienischen Staat über, wurde verwahrlost und geplündert. Verblieben ist nur mehr der traurige Anblick einer baufälligen Ruine.

Schwung kam erst wieder gegen Mitte der 70er Jahre auf, als die AVS-Sektionen Mals, Lana, Vinschgau, Untervinschgau, Martell beschlossen, gemeinsam einen Ersatz für die verloren gegangene Pforzheimer Hütte zu errichten. Als Bauplatz wählte man einen Standort knapp 200 Meter westlich der Hüttenruine. Viele Gratistagschichten der eifrigen Helfer sowie Material- und Einrichtungsspenden haben dazu beigetragen, die Kosten einigermaßen niedrig zu halten. Die Sesvennahütte konnte 1981 nach mehrjähriger Bauzeit feierlich eingeweiht werden. Seitdem hat sich das Schutzhaus einen festen Namen als Eingangstor zur Sesvennagruppe gemacht.

Die Sesvennahütte (© Josef Essl, alpenvereinaktiv.com, Thomas Engl, Fam. Hilpold)