„Besser spät als Nie (VII)“, Bandiarac-Pfeiler
Erstbegehung der "Besser spät als Nie" © Simon Gietl und Marcus Lutz

Simon Gietl und Marcus Lutz gelang am Bandiarac-Pfeiler eine neue Tour mit schöner Wand- und Rißkletterei in meist gutem bis allerbestem Fels ...

Der Routenname rührt von der Tatsache her, dass ich (M.L.) zwar seit 38 Jahren in den Dolomiten klettere, es aber südlich des Brenners bislang noch nicht geschafft habe, auch in den Dolomiten endlich‚ mal eine Erstbegehung in die Tat umzusetzen. So kommt zu meinen ca. 40 Alpin-Erstbegehungen nun endlich auch eine Dolomitenroute hinzu, nach dem Motto „Besser spät als Nie“. Dem Simon sei Dank! Und die ihm beim Auto gleich noch in den Rucksack gesteckten, übriggebliebenen Haken dienen dem Zweck, dass wir möglichst bald dieser gemeinsamen Erstbegehung eine weitere folgen lassen..:-)
Für mich, als „Kletterer der alten Schule“ war es wieder bereichernd unter Verzicht auf gebohrte Sicherungen auch wieder einmal eine knappe halbe Stunde für wirklich gut sitzende Standhaken zu suchen. Wie einfach ist es doch, wenn man nur eine kompakte Wandstelle aufsuchen muß, um dort schnell ein Loch zu bohren…

Wir haben einen kurzweiligen gemeinsamen Klettertag in dieser abseits des Hauptinteresses liegenden Wand verbringen dürfen und sie hat uns unser Interesse mit abwechslungsreicher Kletterei belohnt. Der Stil der Erschließung der Route knüpft an meine frühen Jahre in den Dolomiten, zusammen mit Reinhard Schiestl. So schließt sich in diesen Jahren wieder ein Kreis zurück zu der Freiheit „es eben zu wagen“, heraus aus der Komfortzone zurück zum (kleinen) Abenteuer!
Wir wünschen interessierten Aspiranten denselben Spaß, den wir haben durften!

Marcus Lutz, 04.09.13

Routeninformationen

Erste Begehung: Simon Gietl, Marcus Lutz am 30.08.2013 in ca. 8 Stunden Kletterzeit in abwechselnder Führung.

Wandhöhe: 380 m

Kletterstrecke: ca. 420 m

Schwierigkeit: VI+ bis VII- (mehrere Abschnitte), eine Stelle VII. Oft zwischen V und VI, kurze Abschnitte auch leichter (im Bereich der auffallenden Querbänder)

Material: Es wurden ca 45 Stand- und Zwischenhaken geschlagen und in der Wand belassen. Da eine komplette Abseilpiste eingerichtet wurde, bitten wir, sowohl die Schlingen als auch die Abseilkarabiner in der Route zu belassen. Weiters haben wir auch ca. ½-Dutzend Sanduhrschlingen belassen.

Zur weiteren Absicherung ist ein Satz Camalots bis Größe 3 und (wer’s hat) ein Satz Aliens sehr hilfreich!

Charakteristik: Überraschend schöne Wand- und Rißkletterei in meist gutem bis allerbestem Fels! Wird die Route noch häufiger begangen und entsprechend ausgeklettert, hat sie durchaus das Potential zum Extremklassiker! Die Route bewegt sich in einer einsamen Umgebung, wenn auch etwas im Kontrast mit dem Schotterwerk im Talgrund stehend. Bedingt durch die Möglichkeit mittels 9-maligem Abseilen über die Route wieder zum Einstieg zu gelangen, spart man sich einen ca. 2 ½-stündigen Abstieg zurück zur Capanna Alpina.

Zustieg: Direkt vom Parkhäusl an der Capanna Alpina einem schwach ausgeprägten Fahrweg Richtung Wandfuß folgen. Er verliert sich in einer Schotterreiße und man steigt bis zu den ersten Felsen bei kleinem Wasserfall. Hier finden sich dann deutlich erkennbare Steigspuren eines Jägersteiges, der elegant immer in Wandfußnähe um den ersten Felsaufschwung links herumführt. Es wird dabei nochmals ein Wasserlauf gequert und links ausholend ein Steilaufschwung durch eine Latschengasse umgangen. So gelangt man in die schon unten auffallende Rinne, die direkt unter die eigentliche Südwand des Bandiarac-Pfeilers leitet. Dort angelangt rechts queren und an gestuftem Gelände noch ca. 50 Hm hinauf (2) unter die eigentliche Wand.

Einstieg bei rotem Standhaken mit Schlinge unter einem senkrechten Wandl, über dem ein Riß ansetzt (Ring-H schon sichtbar). Ca. 45 min von der Capanna Alpina.

Abstieg: vom Ausstiegs-Steinmann wenige Meter zurück zur ersten Abseilstelle und mittels 9-mailigem Abseilen über die Route wieder hinab zum Einstieg und über die Zustiegsroute hinab zur Capanna-Alpina.