Abschluss Tourenleiter © Claudia Ebner
2 neue Tourenleiterinnen und 15 neue Tourenleiter konnten im Juli ihre Ausbildung erfolgreich abschließen. Die letzten 5 Tage waren sie gemeinsam mit ihren Ausbildern auf den Gipfeln und Graten rund um die Müllerhütte unterwegs. Wir wünschen ihnen nun viel Erfolg bei der Touren-Tätigkeit in ihren Sektionen!
Claudia Ebner
Abschluss Tourenleiter © Claudia Ebner
Erster Tag
Es war halb 8 Uhr morgens am Dienstag, den 19. Juli. Wir standen am Parkplatz der Stubaier Gletscherbahnen und stopften die letzten Kleinigkeiten in unsere vollbepackten Rucksäcke. 17 motivierte Tourenleiteranwärter warteten darauf mit der Seilbahn zum Fernaujoch (Schaufelnleder) zu fahren, um den letzten Teil ihrer Ausbildung beginnen zu lassen. Nachdem wir uns alle vorbildhaft einem Corona-Schnelltest unterzogen haben, fuhren wir gemeinsam hoch.
Oben angekommen wurden die Teilnehmer wie in vier Gruppen eingeteilt und einem Ausbildner/Bergführer zugeteilt. Damit die Ausbildung auch gleich schon realistisch beginnt, fragten uns die vier Bergführer Robert, Maurizio, Dieter und Joe, wo es jetzt eigentlich hingehen soll. Wir haben den Wink alle gleich verstanden – ist ja nicht unser erster Ausbildungskurs – und wir zuckten unsere Wanderkarten. Ziel war die Müllerhütte auf 3.143 m wo wir die kommenden fünf Tage verbringen sollten. Da wir am Ende unserer Ausbildung mit dem ehrenhaften Titel „Alpine Führungskräfte im Alpenverein“ geschmückt werden, war gleich klar, dass wir nicht den einfachen Fußmarsch zur Hütte begehen werden, sondern die ausgedehnte Überschreitung des Zuckerhütls und des Wilden Pfaffs klettern werden. Diese gestaltete sich nicht besonders schwierig und wir konnten gleich am ersten Tag unsere gelernten Führungs- und Seiltechniken wieder auffrischen. Auf der Hütte angekommen, wurden wir mit einem wärmenden Schnapsl begrüßt. Da fühlt man sich doch gleich willkommen. Vor dem Abendessen hockten wir uns noch einmal zusammen und besprachen die kommenden Tage. Die Besprechung dauerte nicht lange da duftete das leckere Essen von Hüttenwirthin Heidi schon bis ganz nach oben ins Bettenlager.
Zweiter Tag
Am zweiten Tag wurde jeder Gruppe ein Bergführer zugeteilt und die gemeinsame Tour besprochen. Zwei Gruppen bestiegen den Hüttengrat bis zum Wilden Freiger, während die anderen beiden Gruppen sich in Richtung Hofmannspitze aufmachten und diesen über die Schneidlahnerspitze erreichten. Es war ein sonniger Tag und die Motivation jedes Einzelnen war groß. Wir waren in unserem Element, eine Gruppe Bergbegeisterter, die die Chance haben von den Besten zu lernen. Im Laufe des Tages wurden wir von den Bergführern immer wieder auf Fehler und Verbesserungen hingewiesen. Wir genossen es an Feinheiten zu feilen und viele Fragen zu stellen. Am späten Nachmittag erreichten alle Gruppen wieder die Hütte und nach einer kurzen Pause wurden weitere Referate der Teilnehmer zu vorbereiteten Themen abgehalten. Ermüdet von der Hitze und dem ganzen Wissen den unsere Köpfe aufsaugten, dauerte der Abend nicht lange und die ersten gingen schon schlafen.
Dritter Tag
An Tag drei wurde den Gruppen wieder ein Bergführer zugeteilt und auch die Touren gewechselt. Das Wetter war getrübt und tiefere Wolken hingen an den Felsen. Der Genuss der warmen Sonne fiel kurz aus und deshalb fanden sich die Gruppen bereits am frühen Nachmittag wieder auf der Hütte. Das ersehnte Ausruhen auf der Terrasse dauerte nicht lange und sobald der letzte Bissen vom leckeren Nachmittagskuchen geschluckt war, wurde bereits die Feuerleiter hinauf „geprusikt“ und Flaschenzüge gebaut. Den Abend ließen wir gemütlich mit kurzen Referaten und süßen Hüttenschnapserln ausklingen.
Tag Vier
Tag vier war angebrochen und die Wolken hingen immer noch tief. Mit voller Ausrüstung suchte jeder Gruppe eine geeignete Spalte, um noch einmal die Flaschenzüge bei realen Spaltenstürzen zu testen. Damit war es aber nicht genug, es wurden noch Bremstechniken, Pickelstände, Gehtechniken mit und ohne Steigeisen im Eis und Sturzfangtechniken im steilen Firn geübt. Durchnässt bis auf die Unterhosen wärmten wir uns auf der sonnigen Terrasse des Becherhauses wieder auf. Am späten Nachmittag kehrten wir zur Müllerhütte zurück. Mit nur mehr halb geöffneten Augen nach diesem anstrengenden Tag und mit vollem Bauch hörten wir uns das letzte Referat an, sprachen eine letzte Feedbackrunde aus und schwankten in unsere Betten. Niemand hat je gesagt, dass die Ausbildung nicht intensiv wäre.
Fünfter und letzter Tag
Der letzte Tag war gekommen. Leider begrüßte er uns nicht wie erwartet, da heftige Sturmböen um die Hütte zogen. Unsere Bergführer diagnostizierten ein trockenes Wetterfenster zwischen 8 und 12 Uhr. Ganz im pädagogischem Sinne sprachen unsere Ausbildner: „Die Berge seien eben unberechenbar und man muss als Tourenleiter auch mit solchen Situationen zurechtkommen!“ Ohne lang die Augen zu verdrehen, packten wir unsere sieben Sachen und machten uns über den Lübecker-Weg und dem Beiljoch zurück ins Tal. Als unser Frontmann sagte, dass er keine Gondeln an der Seilbahn sähe, dachten wir noch alle er macht einen schlechten Witz. Doch auf Grund eines Stromausfalles in vielen Teilen Stubais durften wir im Nieselregen zu Fuß bis zum Auto wandern.
Vom langen Abstieg ließen wir uns jedoch nicht die Laune verderben und so genossen wir noch ein kühles Bierchen auf der Gawaalm. Wir stoßen gemeinsam auf ein erfolgreiches Ausbildungsjahr an. Mit großen Dank an unsere geduldigen Bergführer und dem Alpenverein Südtirol, aber auch mit vielen neuen Freundschaften fuhren wir als frisch gebackene Tourenleiter nach Hause. Dann hieß es nur noch „Ab unter die Dusche“!
Hier noch ein paar weitere Eindrücke des Kurses.