ALPINIST:Kletterexpedition Venezuela 2013
Das AVS Projekt führte acht junge Kletterer auf einen unerschlossenen Tafelberg in Venezuela. In Begleitung der Kletterlegende Helli Gargitter erlebten die jungen Alpinisten eine abenteuerliche Expedition inmitten einer faszinierenden Landschaft.
Im Reich der bösen Geister
Alpine Erstbegehungen auf den Tafelbergen Venezuelas
Eine Stunde Zustieg für wenige Hundert Meter. Pedro und Ernesto die zwei Pemon-Indianer bahnen uns einen Weg durch das Dickicht, hinterher jagt Helli, dicht gefolgt von der Gruppe.
Wir wollen einen Weg finden und auskundschaften, ob wir eine geeignete, kletterbare Linie ausfindig machen können. Anhand der vollbepackten Rucksäcke sieht man jedoch, dass unsere Gruppe im Grunde nur das Klettern im Kopf hat.
An der Wand angelangt ist die Anstrengung der letzten Tage vergessen, der unberührte Felsen versprüht seinen Charme, dem wir hoffnungslos ausgeliefert sind. Iris und Maria steigen nach kurzer Überlegung in eine steile Wasserrinne ein. Nur an mobilen Zwischensicherungen kletternd (VI-) eröffnen sie die erste Route in der Wand. Luca und Andreas B. klettern entlang einer Kante (VI), Peter und Andreas K. etwas rechts davon über Risse (VI). Nur Thomas und ich stehen noch etwas unschlüssig, vielleicht auch ehrfürchtig, vor einer überhängenden Wand. Wie vor dem ersten Kuss schlagen unsere Herzen. Dann startet Thomas im Vorstieg über Rillen und Henkel ins Ungewisse (VIII) und damit hat uns der Auyantepui endgültig in seinen Bann gezogen. Etwas abseits auf einem riesigen Findling sitzen die zwei Pemon-Indianer und schauen uns Kletterern ratlos nach, das seltene Schauspiel verfolgend.
Abends, am Lagerfeuer, lauschen wir dann ihren Geschichten:
Den Tepuis wohnen böse Geister inne, die man nicht verärgern sollte. Die Geister sind dem gnädig, der die Natur respektiert, und zerstören diejenigen, die der Natur Schaden zufügen. Uns schaudert, und inmitten der gewaltigen Kulisse dieser unberührten Landschaft wird uns Kletterern die Nebensächlichkeit unserer menschlichen Existenz klar. Vielleicht sind es die Geschichten der Indianer, vielleicht aber auch die Mystik der Umgebung, die uns tiefen Respekt einflößt. Wir beginnen zu verstehen, dass wir nur Nebendarsteller sind. Unsere Übermacht, die wir anhand unseres Fortschritts in unseren geschützten Umgebungen angehäuft haben, scheint uns plötzlich verwerflich.
Venezuela © Alpinist
Mit freundlicher Unterstützung von
Assi Broker International, Panorama Diffusion, Skylotec, Vaude, Meindl