Norwegen @Veit Bertagnolli I AVS

Im Rahmen des AVS-Projektes ALPINIST starteten im Februar sechs junge Alpinisten in den hohen Norden. Gemeinsam mit dem Eiskletterer Veit Bertagnolli erkundeten die jungen Kletterer Eisfälle in einem beeindruckenden und für sie völlig neuen Ambiente. Viel Schnee, Fjorde, Eisfälle und Mixedlinien ließen diese Fahrt zu einem tollen Abenteuer werden.

Der Eiskletterer Johannes Egger aus Bozen, jahrelang selbst Teilnehmer beim AVS-Projekt ALPINIST, betreuete die Gruppe in der Vorbereitungsphase und begleitete die Gruppe nach Norwegen. Er berichtet uns von seinen Eindrücken und Erlebnissen:

© Johannes Egger

„Es war schon Dunkel als wir in Tromsö ankamen, was aber nicht heißt, dass es schon spät war. Wir befanden uns nämlich so weit im Norden, dass es nur 8 Stunden hell ist Mitte Februar. Müde von der langen Anreise, fuhren wir noch die verbliebenen 3 Stunden zu unserem Ziel. Senja! Die zweitgrößte Insel Norwegens wird unter Skitourenkennern als Geheimtipp gehandelt, aber ansonsten kennt kaum jemand diesen wunderschönen Teil Norwegens. Zu Unrecht, wie wir nach unserer Reise festellen würden.

Der erste Tag

Veit hatte die Idee, mit uns jungen Alpinisten auf eisige Erkundungstour in den hohen Norden zu fahren und hier waren wir nun. Untergebracht in einem rießigen Haus startete der erste Tag verdammt früh. Aber da ich ausgesprochener Morgenmuffel bin klingelt der Wecker sowieso immer an zumutbaren Zeiten. Mit der Dämmerung begaben wir uns auf Erkundungsfahrt. Wir hatten zwar einen kleinen Führer im Internet gefunden, der hatte aber nicht viel mit den von uns Gewohnten gemein. Außer den Fjorden und den Tourennamen gab es nämlich nichts. Die tief liegende Wolkendecke war auch nicht wirklich zweckdienlich und so versuchten wir mit recht spärlichem Erfolg den ganzen Eislinien ihren richtigen Namen zu geben. Nach 2 Stunden Autofahrt hatten wir genug vom Rätselraten und beschlossen den „Big Blue“ zu klettern, von dem wir ziemlich sicher waren, Ihn gefunden zu haben. Mit 3 langen Eislängen feierten wir unseren Einstand und nach dem Motto „kop isch kop“ holten wir uns auch noch den Eisfall daneben.

 

Am nächsten Tag versuchte ich mich mit meinem Seilpartner Simon an einer längeren Linie, aber das Eis war eher Schnee und Sicherungen nur zeitaufwendig unterzubringen da alle Risse zugeeist waren. So beschlossen wir schon nach der ersten Länge den Rückzug. Da unser „Plan B“ schon von Urban & Patrick geklettert wurde schmiss ich mich in einen Eisfall der einen ziemlich langen dünnen Zapfen bereithielt. Die Hoffnung an den Fels ausweichen zu können wurde vom extrem kompakten Felsen begraben und so wagte ich mich direkt in den Zapfen. Im überhängenden Fels hatten sich sehr kleine Eispilze geformt; über diese schwindelte ich mich direkt unter den Ausstieg und rastete immer wieder an Eisschrauben die gerade so in die Pilze reinpassten. Einen Sturz wollte ich hier auf keinen Fall riskieren und nach einer längeren Schüttelrast wagte ich den Ausstieg. Meine Unterarme waren nach einigen Metern blauer als das Eis, was aber egal war, da ich eine feine Eishöhle zu meinen Stand auserkoren hatte. Simon kam zügig nach und hängte noch die letzte Länge an. Im aufkommenden Sturm seilten wir ab und feierten am Abend mit ein paar Bier unseren Erfolg.

Veit und Lukas war unterdessen der mega Klassiker „Great Corner, eine ausgesprochen schöne Mixedroute, gelungen.
Wir waren uns alle einig, dass diese Insel ein toller Spielplatz für Alpinisten ist. Leider erwischte uns eine Schlechtwetterperiode, die ungewöhnlich hohe Temperaturen zur Folge hatte, so dass es regnete und nicht schneite. Wir kletterten nicht mehr Eis- sondern Wasserfälle und unsere Gore-Ex Ausrüstung wurde auf Herz und Nieren geprüft.
Am letzten Tag beendeten wir unseren Ausflug mit einer langen aber sehr schönen Skitour im feinsten Pulver.

Ein großer Dank an Stefan und Veit!“

Meine Unterarme waren nach einigen Metern blauer als das Eis

Mit freundlicher Unterstützung von

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© Johannes Egger ©Veit Bertagnolli

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