Drei Erstbegehungen im Aladağlar Gebirge.
Erstbegehung im Aladağlar-Gebirge

Im Juli 2025 gelangen den zwei jungen Südtirolern Felix Beltramo und Paul Peukert drei klassische Erstbegehungen im Aladağlar Gebirge.Hier die Auflistung aller Touren.

Southtyrolian Soup

Auf unserer Reise in das Aladağlar Gebirge wollten wir uns, an unserem dritten Klettertag, lediglich für unsere ersten alpinen Abenteuer warm machen und beschlossen daher, eine Tour am nahegelegenen Büyük Mangrici zu wiederholen. Da in der Beschreibung stand, dass die Route in einer Nordwand verläuft (obwohl die Wand in ihrer ganzen Pracht Sonnenbeschienen war) und die Karte für den Zustieg außerdem nicht sehr akkurat war, verstiegen wir uns und sind ca. 1,5 Stunden in das falsche Tal gelatscht. Verschwitzt und mit begrenzten Wasservorräten standen wir also da und überlegten, was wir nun machen sollten. Wir sahen eine prächtige Linie und die Wand schätzten wir nicht allzu hoch, daher dauerte es nicht lange, bis wir eingestiegen waren. Da wir diese Erstbegehung nicht geplant hatten, haben wir Hammer und Nägel im Camp gelassen. Zu unserem Erstaunen bot die Linie sehr kompakten Fels und nahezu perfekte Absicherungsmöglichkeiten, sie ist daher sehr empfehlenswert! Als wir am Abend ins Camp zurückkehrten und erfuhren, dass sich tatsächlich noch niemand an dieser klassischen Linie versucht hatte, beschlossen wir, sie nach unserer am Vorabend zubereiteten und ebenfalls “Erstgekochter” Suppenkreation zu benennen. Die “Southtyrolian Soup” basiert auf Rindermagensuppe (wie wir erst später herausgefunden haben, da wir kein türkisch sprechen), Kartoffeln und Sucuk (die Rinderwurst, die übrigens roh ist, was wir auch erst später herausfanden), bei richtiger Zubereitung sollte die Suppe also rot-weiß sein und daher an die Südtirol Fahne erinnern.

Routeninformationen

„Southtyrolean Soup“

Gebirge: Aladağlar Gipfel/Wand: Orta Burun Ausrichtung: W

Erstbegeher: Felix Beltramo, Paul Peukert, 10.07.2025

Schwierigkeit: VII

Länge: 150m

Seillängen :4

Felsart: Kalk

Ausrüstung: NAA, 60m Halbseile, 2 Sets Cams bis BD3, Nuts

Charakter: Klassische Route die einem Risssystem folgt und sehr gut traditionell abgesichert werden kann, sehr lohnende Kletterei

Zustieg: Mit dem Auto bis zum Sarimehmehmetler Camp fahren, von dort den Weg (der sich in einem nicht sonderlich guten Zustand befindet) direkt ins erste Tal rechts nehmen. Dem Weg bis zur letzten großen Wand auf der linken Talseite folgen, dort befindet sich die Route. Die ungefähren Koordinaten der Route lauten: 37°45°07.2″N 35°05’49.5″E. ca. 1,5h

Abstieg: Auf dem Gipfelplateau Richtung Süden gehen, bis man wieder auf den Zustiegsweg trifft. ca. 1,5h

Diese Route wurde mit Haken des AVS-Alpinfonds erstbegangen

Börek Obama

Da das Aladağlar Gebirge sehr viel Spielraum für Erstbegehungen bietet, entschlossen wir uns, nach einer Nacht im Sarimehmehmetler Camp etwas ins Emli Valley zu wandern und Ausschau nach einer coolen Linie zu halten. Als wir den Grat erblickten, konnten wir es kaum fassen: Zuhause in den Alpen wäre so ein Grat schon vor 100 Jahren begangen worden. Mit der Erwartung, einfache Kletterei vorzufinden, stiegen wir zum Anfang der Tour auf, was sich als ziemlich anstrengend erwies, da der Zustieg über einen Schuttkar führt und man nach zwei Schritten vorwärts immer einen zurückgerutscht ist. Die Kletterei in der Route war wie erwartet relativ einfach, die schwierigen Stellen hätte man auch einfach umgehen können, wenn man nicht allzu penibel auf dem Grat hätte bleiben wollen. Die Tour bietet eine tolle Aussicht, deshalb empfiehlt es sich, sie bei guter Witterung zu wiederholen, auch da der Abstieg durch eine relativ steile Rinne führt, die bei Niederschlag bestimmt zu einem Kanonenrohr wird, wie es uns fast passiert wäre. 

Routeninformationen

„Börek Obama“

Gebirge: Aladağlar Gipfel/Wand: Cingilli Beşik Ausrichtung: N

Diese Tour ist eine klassische Route, die entlang eines Grates führt und ausschließlich traditionell abgesichert werden muss. Sie wurde “ground up” eröffnet und lässt sich in die Kategorie Abenteuer-Alpinismus stecken.

Erstbegeher: Felix Beltramo, Paul Peukert, 14.07.2025

Schwierigkeit: eine Stelle VI+ (die sich allerdings auch mit Leichtigkeit umgehen ließe), ansonsten Anhaltend IV und V

Länge: 320m

Seillängen: 8

Felsart: Kalk

Ausrüstung: NAA, 60m Halbseile, 1 Set Cams BD0.3 bis BD3, Nuts

Charakter: Klassische Route, die einem Grat folgt und sehr gut traditionell mit Schlingen abgesichert werden kann.

Zustieg: Mit dem Auto ins Emli Valley fahren, bis der Forstweg zu Ende ist, von dort den Weg ins Tal nehmen. Dem Weg 5 Minuten folgen, dort befindet sich die Route auf der rechten Talseite. Zum Zustieg über das steile Schotterfeld, das sich als kleines Tal entpuppt bis zum Grat rechts folgen. Die ungefähren Koordinaten der Route lauten: 37°45’35″N 35°07’51″E. ca. 1h

Abstieg: Dem Grat für weitere 200 Meter in einfachem Gelände folgen, bis man zu einem steilen und schmalen Gully gelangt, der mit einem Steinmännchen markiert wurde. Dem Gully nach unten in Richtung NO folgen, bis man an eine Klippe gelangt, hier muss 30 Meter abgeseilt werden, auf der rechten Seite des Gullys haben wir eine Nut und Maillon zurückgelassen. Anschließend wieder über das Schotterfeld zurück zum Weg und über diesen zum Auto. ca. 2h

Diese Route wurde mit Haken des AVS-Alpinfonds erstbegangen

Die Jungen Wilden Gedächtnis-Führe

Nachdem wir bei unseren ersten beiden Versuchen einer Erstbegehung bereits so viel Glück hatten, musste noch etwas Größeres her, denn wir hatten die Idee unseren Alpinistischen Vorbildern, den Jungen Wilden, eine Gedächtnisführe zu schenken. Wir machten uns also auf die Suche nach einer Tour, die ihrem Namen gerecht werden musste, und zwar durch klassische Routenführung und von nicht allzu kurzer Dauer. Der türkische Kletterer und Erschließer des Aladağlar Gebirges, Recep Ince, empfahl uns die Wände gegenüber dem markanten Parmakkaya und es dauerte nicht lange, bis wir diese prächtige Gratlinie fanden. So machten wir uns mit Biwakausrüstung auf den Weg ins Tal, wo wir auf eine Gruppe Highliner trafen, die glücklicherweise so nett waren und uns ihre Wasserpumpe geliehen haben, denn die Quelle unter der Wand spuckte nur einen schmalen Strahl aus, der mit der Flasche fast nicht einzufangen gewesen wäre. Am ersten Tag entschieden wir uns, nach der 5ten Seillänge umzudrehen und zu unserem Biwak zurückzukehren, da man bis zum 3ten Stand zu Fuß aufsteigen kann und wir sowieso mehr Zeit eingeplant hatten. Am zweiten Tag stiegen wir, gespannt auf die restliche Wand, ein und zu unserem Erstaunen fanden wir eine sehr schöne Klettertour vor. Klassische Gratkletterei, an manchen Stellen ein paar Risse und an anderen plattige Runouts, die wir auch nachträglich nicht mit Haken oder Bohrhaken absicherten, denn wir wollten an die Abenteuer der Jungen Wilden erinnern und die Tour in einem spartanischen Zustand belassen. Natürlich haben wir den ein oder anderen Haken geschlagen, doch aufgerechnet auf 19 Seillängen waren wir sehr sparsam, was man sich mit 2 Sets Cams bei klassischer Kletterei auch gerne erlauben darf. Am Gipfel angekommen, waren wir überglücklich und freuten uns sehr, unsere Erwartungen derart übertroffen zu haben, noch dazu onsight vorgestiegen, d.h. wir hättens auch mit einem Hanfseil überlebt;) 

Routeninformationen

„Die Jungen Wilden Gedächtnis-Führe“

Gebirge: Aladağlar Gipfel/Wand: Yeniceri II Ausrichtung: W

Diese Tour ist eine Hommage an unsre Vorbilder, die „Jungen Wilden“, eine Klettertruppe aus Meran die in den 60er und 70er Pioniers Arbeit geleistet haben. Die Tour ist dementsprechend sehr abenteuerlich. 

Erstbegeher: Felix Beltramo, Paul Peukert, 23. .07.2025

Schwierigkeit: eine Stelle VII+ (die sich allerdings auch mit Leichtigkeit umgehen ließe), ansonsten Anhaltend V und VI

Länge: 660m

Seillängen: 19

Felsart: Kalk

Ausrüstung: NAA, 60m Halbseile, 2 Sets Cams BD0.3 bis BD3, Nuts, evtl. BD4 

Charakter: Klassische Route, die einem Grat folgt und sehr gut traditionell mit Schlingen abgesichert werden kann.

Beschreibung

1sl: Einstieg beim markantem riss, riss bis auf ein kleines band folgen dort Stand (1 schlaghaken hinterlassen)

2sl: Vom Stand über einen kurzen Offwidth in leichteres Gelände, über Rampe auf platten queren, dann über brüchigem Gelände zum Stand, Köpfel

3sl: Rampe/Band bis zur nächsten wand queren. Stand im Riss an Friends

4sl: Linken riss bis zum Anfang der platten folgen. Platten geradewegs rauf bis in eine Nische, Stand (ein schlaghaken hinterlassen)

5sl: Nische links umgehen und über riss am kleinen Überhang vorbei. Über geh Gelände bis auf ein kleines Grattürmchien dort stand auf Köpfel.

6sl: Gehgelände über grad bis an den Anfang des großen Gratturms stand an Köpfel/Sanduhr

7sl: Über einfacher Risssysteme bis in die Mitte des Turms wo man einen schlaghaken findet. Von dort aus links über eine schwere platte auf den Gratturm und in leichteres Gelände, stand an Köpfel

8sl: Spitze des Turms rechts umgehen, in der scharte nach links über einen queren Riss unter einen großen Bauch hinauf zu einer kleinen rinne, wo der bauch aufhört, rechts auf einer größeren geneigten Fläche Stand, Ein schlaghaken hinterlassen

9sl: Vom Stand nach links über risse und platten wieder auf den „Grat“ dort über platten nach rechts und dann nach einem kurzem riss wieder auf schwieriger Platte gerade hoch zum Stand an Friends im Riss(letzte platte schwer zu finden und nicht logisch)

10sl: Verbindungslänge im geh Gelände über band die große Rampe im Wandmittelteil queren und Richtung gelb/roter Wand gehen. Stand im Riss auf einem geneigten platten band

11sl: Schlüssel Länge, rötlicher Verschneidung (loser Fels!!) folgen über kurze Überhange im guten Fels dem riss folgen, bis man auf einer platte steht über Platten und rissen bis zu einem kleinen Absatz in wand Mitte kommt dort stand, schlaghaken hinterlassen

12sl: Risssytem geradewegs hoch folgen bis man in einfacheres Gelände mit brüchigem Felsen kommt dort einer riss Verschneidung bis auf ein band folgen. Auf dem band ist auf der rechten Seite ein Markantes 1,5 m hohes Türmchen zu sehen, dem band dorthin folgen und dann weiter bis man nach 5 m links einige kleine Risse vorfindet an denen man stand macht, schlaghaken hinterlassen

13sl: Kleine Gelbe Nische/Überhang rechts umgehen und über geh Gelände dem Grat folgen bis man auf einem Köpfel stand machen kann.

14sl: Über Grat zu kleiner wand dorthinauf und weiter über dem grad zu einem Köpfel.

15sl: Grad folgen, den letzten Turm rechts umgehen und dann über geh Gelände im gutem Fels einen anderen flachen Grat nach rechts bis zu einem Köpfel folgen. Dort stand

200m geh Gelände I-II Grat folgen, bis es nicht mehr geht

16sl: Am höchsten Punkt des flachen grades einen stand bauen an Friends und 20 m abklettern auf einer kleinen scharte stand machen.

17sl: Über Rampe in große rinne absteigen und diese queren dann den großen markanten Kamin folgen. Wo der Kamin wieder zu einer rinne wird stand an friend und Köpfel machen

18sl: Rinne bis ans Ende folgen sehr viel loser Fels. Dort stand am Köpfel.

19sl: Links über etwas steileres Gelände in einfaches Gelände zum Gipfel (kein stand möglich über Gipfel übergehen und von der anderen Seite körpersicheren)

Zustieg: Fahre ins Emli-Valley, und parke dort am Ende. Folge dem Pfad ins Tal, bis man zu einem alten Haus gelangt. Dor folgt man einem Pfad nach rechts ins Parmakaya-Tal. Folge dem Weg man sieht die Wand auf der linken Seite. Die Route beginnt an einer Art Pass.

Dauer: ca. 1,5 Stunden.

Abstieg: Man gehe südlich über ein Plateau hinunter und folge einer Art Breiten Rinne, bis man den Talboden erreicht.

Diese Route wurde mit Haken des AVS-Alpinfonds erstbegangen