Nordseite des Kronplatz © HPV
Bozen, 10. Dezember 2024

Pressemitteilung von AVS, CAI Alto Adige, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Heimatpflegeverband, Mountainwilderness, Protect our Winters

Derzeit steht die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das geplante Projekt zur Erneuerung der Aufstiegsanlagen „Kronplatz 1+2“ inklusive neuer Piste im Skigebiet Kronplatz bei den zuständigen Landesstellen auf der Agenda. Die Umwelt- und Alpinverbände sind sich einig: die bestehenden Pisten am Kronplatz müssen reichen. Die geplante großflächige Abholzung von Wald widerspricht klar den Zielsetzungen des Klimaplans.

Das eingereichte UVP-Projekt der Kronplatz Seilbahn GmbH sieht vor die bestehende Zubringerbahn (8er-Kabinenbahn) auf Brunecker Seite von Reischach zum Gipfel durch eine neue 10er-Kabinenbahn zu ersetzen und die Mittelstation zu verlegen.  Zudem soll eine neue Talabfahrt „Kronplatz 1+2“  nach Reischach gebaut werden und mehrerere Pistenabschnitte verbreitert werden: insgesamt 11,82 Hektar neue Pisten. Dafür müssten 15,30 Hektar Wald gerodet werden – das entspricht 21 Fußballfeldern. Außerdem wären laut Projekt Erdbewegungen von rund 96.500 m³ nötig, sowie die Errichtung eines Beschneiungssystems mit etwa 6 km Leitungen und 71 Schneekanonen.

Geplant ist außerdem auf Olanger Seite der Bau eines neuen Speicherbeckens für die künstliche Beschneiung mit einem Fassungsvermögen von 100.000-120.000 m³, die zusätzlich vier Hektar Waldfläche beanspruchen wird. Dazu läuft derzeit die Strategische Umweltprüfung (SUP).

Zu beiden Projekten wurden von den Alpin- und Umweltverbänden kritische Stellungnahmen abgegeben.

Der Klimaplan Südtirol 2040, mit dem sich die Landesregierung das Ziel gesetzt hat, bis 2040 klimaneutral zu werden, sieht im Bereich Tourismus eine Reduktion des fossilen Energieverbrauchs um 40 % bis 2030 vor. Dazu gehört auch die Einführung eines Energieaudits für alle Aufstiegsanlagen und die Infrastruktur der Skigebiete. Zusätzlich sollte der Vorschlag des Stakeholder Forums für das Klima 2024, auch andere negative Auswirkungen wie Wasserverbrauch und Bodenversiegelung miteinzubeziehen, berücksichtigt werden.

Die vielfach geäußerte Meinung, dass der Kronplatz eh schon ein „verlorener Berg“ sei, lassen die Alpin- und Umweltverbände nicht gelten. Trotz der starken Erschließung gibt es auf dem Kronplatz immer noch ökologisch intakte Gebiete, die eine wichtige Funktion für die Biodiversität, die Tierwelt und den Wasserhaushalt erfüllen. Dazu kommt, dass in den eingereichten Projekten die möglichen Umweltauswirkungen aus Sicht der Alpin- und Umweltverbände nur mangelhaft untersucht wurden und vorgeschlagene ökologische Ausgleichsmaßnahmen ungeeignet und unzureichend sind.

Von Bedeutung ist auch der landschaftliche Aspekt. Die Europäische Landschaftskonvention, die 2006 von Italien ratifiziert wurde, besagt, dass die Landschaft wichtige kulturelle, ökologische, umweltbezogene und soziale Funktionen erfüllt und eine Ressource für die wirtschaftliche Tätigkeit darstellt. Die neue Skipiste und das neue Speicherbecken würden erhebliche Auswirkungen auf die Landschaft haben, deshalb sollten Projekte dieser Größenordnung in einem partizipativen Prozess mit der ansässigen Bevölkerung besprochen werden.

Eine ganzheitliche Bewertung aller Bauvorhaben, der Landschaftsbeeinträchtigung und des Ressourcenverbrauchs fällt klar negativ aus.

Die Sanierung der Aufstiegsanlagen „Kronplatz 1+2“ mag notwendig sein, eine neue Pistenerweiterung ist aber grundsätzlich abzulehnen.