sicher klettern © AVS
Klettern ist in Südtirol ein beliebter Sport und Kletterhallen bekommen immer mehr Zulauf. Trotz vieler Sicherheitsnormen und mangelfreier Ausrüstung passieren Unfälle – leider oft mit schwerwiegenden Folgen. Die Alpenvereine haben deshalb international ihre Empfehlungen überarbeitet und in einem Poster die 10 wichtigsten Regeln für ein sicheres Klettern visualisiert.
Südtirolweit gibt es mittlerweile 26 Kletterhallen, 11 Boulderräume und 10 Kletterwände. Die große Anzahl der Indoor-Kletteranlagen ist ein deutlicher Beleg für die hohe Attraktivität des Kletterns. Die Alpenvereine sind sehr erfreut, dass sich das „Sportklettern“ durch ihre konsequente Förderung sowohl im Breitensport als auch im Spitzensport zu einer beliebten Sportart entwickelt hat. Allerdings darf beim Klettervergnügen niemals die Sicherheit zu kurz kommen.
Karabiner, Seil und Gurt sind keine Unfallversicherung
Bedauerlicherweise ist mit dem Klettersport immer ein gewisses Risiko verbunden. Auch wenn man in Kletterhallen stets auf seine Sicherheit achtet, können manche Stürze schwere Verletzungen herbeiführen. Dies ist vielen nicht bewusst. Im Jahr 2022 wurden dem AVS knapp 40 Kletterunfälle von Mitgliedern gemeldet. Im vergangenen Jahr war die Anzahl der Schadensfälle ebenso hoch.
Diese Zahlen machen klar, dass trotz aller Normen in Kletteranlagen noch genügend Fehlerquellen bestehen bleiben.
Aufmerksamkeit ist oberste Priorität
Die häufigste Unfallursache beim Klettern ist das menschliche Versagen. Einer Studie zufolge beherrschen knapp 30% der Sicherungspartner ihre Aufgabe nicht einwandfrei. Dadurch können unerwartete Stürze schnell zu Unfällen führen, wobei schwere Verletzungen manchmal unvermeidlich sind.
Um das Risiko von Kletterunfällen zu vermindern, haben die alpinen Vereine des Club Arc Alpin (CAA, Vereinigung der acht Alpinverbände im Alpenbogen) ein gemeinsames „Regelwerk“ für Sicheres Klettern in Hallen ausgearbeitet. Jede Empfehlung wurde so einfach und prägnant wie möglich gehalten und wird anhand einer Illustration veranschaulicht.
Nun werden die „10 Sicher Klettern Indoor“ –Regeln von allen Mitgliedsvereinen komplett ident kommuniziert. Die Poster hängen in allen Kletterhallen südtirols, um auf das korrekte Verhalten aufmerksam zu machen.
1. Team-Setup zu Beginn!
- Gewichtsunterschied klären, geeignete Maßnahmen treffen
- Sicherungskompetenz und Tagesform berücksichtigen
- Kommunikationsregeln vereinbaren
- Klettermaterial prüfen
Teamcheck © CAA
Partnercheck © CAA
2. Partnercheck vor jedem Start!
- Anseilknoten und Anseilpunkt
- Sicherungskarabiner
- Sicherungsgerät-Blockiertest
- Gurt und Gurtverschlüsse
- Seilende abgeknotet
3. Nur mit vertrauten Geräten sichern!
- Halbautomaten bieten zusätzliche Sicherheit
- Bremshandprinzip: eine Hand umschließt immer das Bremsseil
- korrekte Position der Bremshand beachten
- Karabiner, Seil und Sicherungsgerät passen zusammen
Sicherungsgerät © CAA
Aufmerksamkeit © CAA
4. Volle Aufmerksamkeit beim Sichern!
- kein Schlappseil
- richtigen Standort nahe der Wand wählen
- Partner beobachten
- Sicherungsbrillen unterstützen die Aufmerksamkeit
5. Sturzraum freihalten!
- Gefahrenzone für Kollisionen großzügig einschätzen
- am Boden genügend Abstand zur Falllinie des Kletterers
- in der Route genügend Abstand zu anderen Kletterern
- Pendelstürze berücksichtigen
Sturzraum freihalten © CAA
Einhängen © CAA
6. Alle Zwischensicherungen richtig einhängen!
- einhängen aus stabiler Position
- Stürze beim Klippen vermeiden – Bodensturzgefahr!
- korrekten Seilverlauf im Karabiner beachten
- nicht hinter das Seil steigen
7. Toprope nur an vorgesehenen Umlenkungen!
- kein Toprope an einzelnem Karabiner
- Toprope in stark überhängenden Routen nur mit eingehängten Zwischensicherungen
- prüfen, ob der richtige Seilstrang im Sicherungsgerät eingelegt ist
Toprope © CAA
Vorsicht beim Ablassen © CAA
8. Vorsicht beim Ablassen!
- Partner langsam und gleichmäßig ablassen
- auf freien Landeplatz achten
- nie zwei Seile in einen Umlenkkarabiner einhängen
- Kommunikation am Umlenkpunkt
9. Aufwärmen vor dem Start!
- Intensität langsam steigern
- locker ausklettern, abwärmen
- Verletzungen ausheilen
Aufwärmen © CAA
Verantwortung © CAA
10. Sei dir deiner Verantwortung bewusst!
- sei selbstkritisch und offen für Feedback
- sprich Fehler an, auch die Anderer
- halte dich auf dem neuesten Stand
- nimm Rücksicht auf Andere