„Jennwand Nordwand (TD+ /M5)“, Ortlergruppe
Erstbegehung an der Nordwand der Jennwand © Roland und Reinhard Stricker
Am 25 Februar gelang Roland und Reinhard Stricker eine Erstbegehung an der Nordwand der Jennwand. Mixedkletterei an Rissen, Verschneidungen dünnem Eis und Platten, von allem etwas bietet diese neue Linie.
Am 25 Februar machten wir uns früh morgens auf den Weg die Nordwand der „Jenn“ zu erklettern. Der dünne Eisfaden in der Wandmitte ist uns schon seit längerer Zeit ins Auge gestochen und schrie nach einer Begehung. Wegen der schlechten Schneeunterlage war der Zustieg kräftezehrend, jeder zweite Schritt brach bis zu den Knien durch den Bruchharsch. Erst als es Richtung Einstieg ging wurde der Schnee etwas kompakter und wir kamen zügiger voran. Als wir dann schließlich die Steigeisen montierten und die Eispickel hervorholen konnten war die Motivation hoch. Der Start war einfach und wir kraxelten die kurzen mit Eis versetzten stellen der Rinne hoch, bis es wieder flacher wurde (50* Firnfeld ) nach ungefähr 250m starteten dann die Schwierigkeiten. Los ging es mit einem Felsaufschwung der zu einem markanten Riss führte in welchen wir die ersten Sicherungen legen konnten. Nach einigen coolen Zügen im Mixedgelände, querten wir nach rechts in die Verschneidung, der wir dann bis zu einer Felsplatte folgten wo wir den ersten Stand einrichten konnten (M5). Weiter ging es über teilweise brüchiges Gelände immer dem einfachsten Weg folgend hoch zu einem flacheren Plätzchen wo man bequem stehen konnte. Die Absicherung in dieser Seillänge war eher sporadisch und man wollte nicht wirklich stürzen. Nun ging es aber weiter und wir querten nach links den Felsbändern entlang bis wir zum Wasserfall gelangten. Das Eis war perfekt, wenn auch zugleich dünn. Ich durfte mich nun als erster auf das dünne Eis begeben. Es startete mit einer kurzen Mixedpassage, wo ich sogleich einen kleinen Friend setzen konnte. Dann wurde das Eis mehr und nach ca. 7-8 Metern konnte ich eine kurze Eisschraube platzieren. Nach oben hin wurde das Eis immer dicker und die Absicherungsmöglichkeiten besser und nach 55 Metern und drei weiteren Eisschrauben, war ich oben angekommen. Für mich war es eine der besten Linien die ich bis jetzt geklettert bin. Doch daraufhin war noch nicht Schluss, denn es folgte eine weitere schwere Seillänge im Fels, welche sogleich die Schlüsselseillänge bildet. Sie folgt einem breiten riss hinauf, in welchem man seinen Pickel nicht wirklich gut legen kann und man mit gespreizten Beinen klettern muss. Nach diesen schweißtreibenden 40 Metern waren wir am Firnfeld angelangt, das uns schließlich zum Gipfel führen würde. Nach weiteren 150 Metern kamen wir am Gipfelgrat an. Es hat uns nochmal eine menge Kraft gekostet die steile Rinne hoch zu stapfen, weil der Schnee wie zu Beginn nur teilweise Trittfest war. Doch nun hatten wir es geschafft und konnten die tolle Aussicht genießen. Anschließend machten wir uns auf den Rückweg ins Tal. Wir nahmen den direkten Weg über die Nordrinne welche uns wieder zum Ausgangspunkt der Tour führte und weil wir dort unseren Rucksack zurückgelassen hatten. Der feinere Weg für den Abstieg ist jedoch der Normalweg auf der Südseite der Jennwand. Schlussendlich war es wieder ein schöner Tag und herausgekommen ist eine tolle neue Linie durch diese Nordwand.
Erstbegehung an der Nordwand der Jennwand © Roland und Reinhard Stricker
Routeninformationen
Erstbegeher: Reinhard und Roland Stricker am 25.Februar 2023
Schwierigkeit: M5/ TD+ / E5+
Länge: 600m
Ausrüstung: 2x 60m Halbseile, ein Satz Friends 0,2-7 (0,2 und 0,75 doppelt) ein Satz Klemmkeile, Eisschrauben 10cm 3st
Charakter: .Standplätze müssen selbst eingerichtet werden. Gute Moral ist Vorraussetzung. Gesamte Tour wurde clean geklettert.
Zustieg: Parken am Patschhof am Schlanderser Nördersberg. Aufstieg mit Ski, Steig Nr.3 (Tabacco Karte) bis zum Göflaner Marmorbruch. Von dort gute Einsicht in die Routen. (ca.1h) Von dort 10min weiter Steig Nr.3 bis zum Wandfuss, dann rechts den Weg Nr.3 verlassen und den Wandfuss Richtung Westen ansteigend folgen bis zum Einstieg. (20min)
Abstieg: Über Normalweg Jennwand