ALPINIST: Westalpen Level 1
Arbeiten mit (Fels-)Köpfchen in atem(be)raubenden Höhen
Ziel der Aktion Westalpen Level 1 ist es junge begeisterte Bergsteigerinnen und Bergsteiger mit Bergführer:innen in die Westalpen zu begleiten, sie bei der Planung und der sicheren Durchführung der Touren zu unterstützen und ihnen Richtung Selbständigkeit noch Wissen mitzugeben.
Auf dem Weg zum Alalin und der Begehung des Alphubels konnten sie wieder lehrreiche Tage verbringen. Sabine Feichter berichtet uns mit den passenden Bildern von den Tagen.
Wenn man an Hochtouren denkt, denkt man an ausgesetzte Grate, verwehte Firnflanken, Frieren und peitschende Winde. Es werden dicke Jacken, festes Schuhwerk und scharfe Steigeisen eingepackt und während der Autofahrt zum Ausgangspunkt der kurze Schreckmoment, einen Eispickel oder Handschuh zu Hause vergessen zu haben, bewältigt.
Bekanntlich sollte man sich auf eine Tour in kurzatemverschaffender Höhe gut vorbereiten und seinem Körper die Zeit geben, sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen – dies wird Akklimatisierung genannt. Im diesjährigen Projekt Alpinist gibt es die Ausgabe Akklimatisierung aber mal anders; denn sie beginnt bereits im Kleinbus Richtung Saas-Fee.
Schon in Fahrtrichtung Mailand stiegen die ersten Schweißdämpfe aus den tiefen hinteren Reihen des 9-Sitzers auf. Nach Einschalten der Klimaanlage musste die vorderste Reihe frieren, während sich die von der Klima nicht zugängliche, hinterste Reihe den triefenden Schweiß von der Stirn wischen durfte. Nach gefühlsmäßig 8 langen Stunden kommen wir endlich am Parkplatz von Saas-Fee an – sofort werden die Türen aufgerissen, Gelenke gestreckt und das Material für die bevorstehenden Tage zusammengepackt.
Unser erstes Ziel war die Britanniahütte, in welcher wir uns nach einem warmen Empfang, den wir der bereits bestehenden Bekanntschaft von Manuel, Mark und Lukas mit den Wirtsleuten zu verdanken haben, bereits recht schnell heimisch fühlten. Begleitet wurde unser erster Abend auf 3.030m Höhe von ein paar Bier und köstlichem Abendessen, welches uns für den nächsten Tag stärken sollte.
Frisch und fröhlich starteten wir am darauffolgenden Morgen nach reichlich Frühstück auf den Allalingletscher, wo uns die tiefen Spalten auf dem Weg nach oben begleiteten. Angekommen am Gipfel, den wir bereits in den frühen Morgenstunden gegen 8.30 Uhr erreichten, wurde uns vom Wettergott Zeit für ein paar Fotos, den ein oder anderen „Gipfelpims“ bzw. Gipfelkaminwurze und ein paar ruhige Minuten in 4.100 m Höhe ohne Kälte und Wind genehmigt. Munter und motiviert machten wir uns an den Abstieg, der uns über einen Grat auf das Aphubeljoch führte, wo wir bereits voller Staunen den Riesen betrachten konnten, an wessen der Rotgrat nach oben schnellte – dieser war das Ziel für den morgigen Tag.
Die Blicke kaum abwendend vom Alphubel, tasteten wir unseren Weg über markante Spalten zur Täschhütte, wo wir den restlichen Nachmittag in unserer besten Gesellschaft, begleitet von einer guten Portion Röstli und der tief im Nacken sitzenden Sonne, genießen konnten.
Am darauffolgenden Tag war für diese Hochtour mehr angesagt: frühes Aufstehen. Der Wecker klingelte bereits um 2.20 Uhr und die Stirnlampen, die wir eigentlich bereits am Vorabend hätten aufsetzen können, leuchteten uns den Weg zum Frühstückstisch und kurze Zeit später auf den markanten Rotgrat. Da 2 Dutzend Bergsteiger ebenfalls die glorreiche Idee hatten, den Alphubel über den Rotgrat zu besteigen, schwebte allen der latente Gedanke einer mühsamen und langwierigen Kletterei im Gänsemarsch im Hinterkopf. Dieser Gedanke entkräftete sich jedoch, als wir bemerkten, dass vor uns lediglich eine flotte Schweizer-Seilschaft einstieg, welcher wir sogar Probleme hatten hinterherzukommen.
Die felsreiche Szenerie am nördlichen Rücken des Alphubels, welche von einigen Firngraten durchkämmt ist, war atemberaubend. Das rote Gestein war geprägt durch finger- bis handbreite Risse und durch zusätzliche solide aber auch lose Felsköpfe konnten wir die mobilen Sicherungsmittel stets logisch platzieren und uns so den Weg nach oben ertasten.
Die Überschreitung des Breithorns stand uns als nächstes bevor und wieder wurden wir mit einem herrlichen Wetter und azurblauem Himmel belohnt. Während der Überschreitung des Breithorns begegneten wir, im Gegensatz zum stark überlaufenen Gipfel, relativ wenigen Bergsteigern, was die Begehung des Grates umso attraktiver machte. Wie bereits der Rotgrat, bot die Überschreitung in atem(be)raubender Höhe reichlich Absicherungsmöglichkeiten mit Felsköpfen – ein sicheres Vorankommen war also wieder eine reine „Köpfchensache“.
Die Nivalzone der Walliser Alpen ist immer noch wunderschön und traumhaft, jedoch bemerkt man auch in diesen Höhen das sich verändernde Klima und somit den Rückgang der einst mächtigen und weißen Riesen. Wo sich vor einigen Jahren noch meterhohe Eiswände auftürmten, herrscht nun grauer Gletscherbruch und braunes, abgebrochenes Gestein vegetiert vor sich hin und wartet darauf, von Schmelzwasser zu Tal gespült zu werden. Leider ist das Dahinschmelzen der Gletscher ein fortlaufender und anscheinend unaufhaltsamer Prozess, der uns aber andererseits die tröstende Hoffnung geben soll, neue, wilde Grate zu entdecken, die nur darauf warten, in schönen und erlebnisreichen Besteigungen erklommen zu werden.
Trotz allen Bedenken zum Wandel des Klimas und dessen mittelbar absehbare Folgen auf unsere natürlichen Wasserspeicher in den Alpen konnten wir im Rahmen des Projekts „Alpinist“ auch dank unserer fachlich hoch qualifizierten und erfahrenen Bergführer Manuel, Mark und Lukas und dank unserer harmonisierenden Gruppe (bestehend aus Johannes, Sabine, Alex, Leo, Fabian und Damian) einige wunderschöne, lehr- und ereignisreiche Tage erfahren, die Gletscher in ihrer Einzigartigkeit intensiv erleben und beim Klettern stets mit „(Fels-)Köpfchen“ arbeiten.
Manuel Baumgartner, Johannes Erlacher, Sabine Feichter, Mark Oberlechner, Alex Oberparleiter, Leo Pallhuber, Fabian Pircher, Damian Pitscheider, Lukas Troi
Mit freundlicher Unterstützung von
- Assibroker
- Panorama Diffusion
- Maxim Ropes
- Vaude
- Meindl