Drei Erstbegehungen an der Weißwand – Hohe Kreuzspitze im Passeiertal: „Im weißen Rausch“ (V+) / „White Nose“ (VIII-) / „Pfizerschmorrn“(VI)
Erstbegehungen an der Weißwand © Florian Gufler, Benjamin Pichler und Stefan Raffl

Florian Gufler, Benjamin Pichler und Stefan Raffl gelangen 3 Erstbegehungen an der Weißwand nahe der Hohen Kreuzspitze im Passeiertal. Nach der Erstbegehung der Route „im Weißen Rausch“ war die Begeisterung groß, weshalb sie noch zwei weitere Male in die Wand einstiegen und so insgesamt 3 lohnende Alpinklettertouren in interessantem Fels entstanden. Da die Routen nicht allzu lang sind, ist es ohne weiteres möglich mehrere Touren an einem Tag zu kombinieren.

Im weißen Rausch

Die Idee an der Weißwand einen Kletterversuch zu unternehmen hatten Benni und Florian schon längere Zeit. Am 27. November 2020 setzten sie dann die Idee in die Tat um. Nach einem halbstündigen Zustieg dank E-Bike standen sie am Wandfuß und waren sofort von der guten Felsqualität überrascht. Nach einer kurzen Absprache entschieden sie sich für einen Begehungsversuch im rechten Wandteil, wo sie eine logische Linie erkennen konnten. Mit viel Euphorie legten sie dann sofort los.

Die erste Seillänge führt in einer relativ geraden Linie zuerst über einfaches IIIer Gelände hoch (1 Haken belassen) und mündet dann in einer sehr schönen Riss-Verschneidung (V+), wo sich nach 50m der Stand befindet.

Die zweite Seillänge folgt dem markanten Riss (V+) für ca. 8m. Dann quert sie in leichter Kletterei (III), dem Band folgend nach rechts in das große Tal, wo sich an der rechten Seite nach ca. 25m der zweite Stand befindet. (2 Haken belassen).

Die dritte Seillänge startet nach links und folgt den schönen Rissen (V+) (2 Nägel belassen) nach rechts bis zu einem Band. Hier Stand an einem großen Felsblock. (Schlinge belassen) (30m#).

Die vierte Seillänge beginnt nochmals mit einer steilen Verschneidung (V), die nach rechts auf einen Grat führt. Diesem folgend erreicht man in schöner Kletterei (III) nach 60m den Stand an einer Sanduhr.

Danach folgt einfache Kletterei (II-III) dem Grat folgend bis man nach ca. 150 m den höchsten Punkt mit Jesusstatue erreicht. 

Benni und Florian waren selbst überrascht, wie schnell und problemlos sie die Wand erklommen hatten und wie schön die Kletterei an diesem speziellen Fels, unweit von ihrem Zuhause war. 

Nach einer kurzen Rast erfolgte der Abstieg dem Grat folgend bis zur hohen Kreuzspitze und dann dem markierten Weg nach zurück zum Einstieg.

Für Benni und Florian war das Abenteuer noch nicht zu Ende. Da es noch nicht so spät war und ihnen beim Aufstieg im rechten Wandteil die markante „Nase“ aufgefallen war, die nur darauf wartete bestiegen zu werden, entschlossen sie sich auch diese Linie zu versuchen.

White Nose

Schon der Start lies ließ erahnen, dass diese Route etwas anspruchsvoller werden sollte als die zuvor begangene „Im weißen Rausch“.

Nach der anfänglichen kleingriffigen schweren Platte (2 Nägel), folgt die Seillänge einem schönen Riss nach rechts bis zu einer hohl klingenden (!!!) aber schön zu kletternden großen Schuppe. Von hier leicht rechts unterhalb des Dachs (1 Nagel) auf die Nasenspitze und dann in einfacherer Kletterei bis zum Beginn des zweiten Wandabschnitts. Hier Stand an zwei Nägeln, die vermutlich von einer alten Bergrettungsübung stammen . (ca. 40m) (VII+)

Die zweite Seillänge startet in einfacher Kletterei einem diagonal nach rechts oben führenden Band folgend. Nach ca. 8m geht es in schwieriger Kletterei leicht rechts vom geschlagenen Nagel an kleinen Griffen relativ gerade hoch, bevor die Seillänge wieder nach links quert. Hier ist etwas Balance gefragt. Stand auf einem kleinen Plateau. (ca. 30m) (VII)

Die dritte Seillänge quert unterhalb des markanten Dachs, dem schmalen Riss folgend nach rechts, dann über eine kleingriffige Platte bis zu einem schmalen vertikal verlaufenden Riss. Diesem folgend nach oben führt die Kletterei dann in leichteres Gelände, wo schließlich nach ca. 45m Stand gebaut wurde. (Friends verwendet). Die „Nase“ war bezwungen. (VII+/VIII-)

Abstieg nach rechts, dem Tal folgend wieder zum Wandfuß (III)

So ging pünktlich zum Sonnenuntergang ein gelungener Klettertag zu Ende.

Pfizerschmorrn

Am 03. Oktober des darauffolgenden Jahres war es wieder so weit. An einem labilen Herbsttag stieg Florian gemeinsam mit Stefan erneut zur Weißwand auf. Dieses Mal hatten sie den mittleren Wandteil im Visier. Gleich war klar, dass es für Florian los ging. In der ersten Seillänge ging es in einfacher Kletterei über Platten bis zu einem Band an dessen Ende Florian eine Sanduhr erkannte, die sich für einen Stand eignete. Die zweite Seillänge kletterte Stefan in eine schöne Verschneidung, die zu einem Riss führte. Dort platzierte Stefan zwei große Friends und rief Florian hinterher. In der dritten Seillänge wurde die Wand endlich steiler. Florian startete mit einem breiten Grinsen in Richtung der gelben Wand. Nachdem die ersten beiden Friends platziert waren, schaute Florian nochmals zu Stefan hinab und schrie: „Isch des Geil!!“. Nach ca. 35m in einer Nische angekommen, hämmerte Florian zwei Nägel in einen Felsspalt und schrie laut „Stond!“ . Die Schlüsselstelle war somit überwunden. In der 4. Seillänge startete Stefan ein bisschen rechts in die schönen Platten. Die Schwierigkeiten ließen im Vergleich zur vorherigen Seillänge etwas nach, allerdings begann es jetzt leicht zu regnen. Dadurch wurde der Fels rutschiger, was nochmal die gesamte Konzentration von beiden abverlangte. So bahnten sich Florian und Stefan vorsichtig den Weg Richtung Gipfel. Stefan war mittlerweile aufgrund der Nässe und der zu dünn gewählten Jacke, ein wenig unterkühlt. Deshalb setzte Florian in der letzten Seillänge einen Zahn zu und bewältigte die letzten Schwierigkeiten. Nun ging es in leichtem Gelände Richtung Jesusstatue. Dort verweilten sie nur kurz und stiegen dann ab zur Morx Puite, um sich dort mit einem heißen Jagertee zu wärmen.

Allgemeine Routeninformationen:

Erstbegeher: Florian Gufler, Stefan Raffl, Benjamin Pichler

Schwierigkeit:

„Im weißen Rausch“ : V+

„White Nose“ : VIII-

„Pfizerschmorrn“ : VI

Länge: 200m

Seillängen : 3-6

Felsart: kristalliner Kalk

Ausrüstung: NAA, 60m Halbseile, Cams bis BD3 doppelt, Nägel und Hammer

Charakter: sehr begeisternde und vielseitige alpine Kletterei entlang von Rissen, Platten und Verschneidungen auf einzigartigem und meist sehr festem Fels. Bei der Absicherung ist Eigeninitiative gefragt, was allerdings meist problemlos möglich ist. Wiederholer sollten auf lose Steine achten, da unterhalb der Wand ein Wanderweg verläuft.

Zustieg: Von der Morx-Puite (oberhalb von Stuls) am Abkürzungsweg oder entlang der Fahrstraße nach Nordwesten am Weg Nr. 14 aufwärts. Vorbei am letzten Bauernhof (Thalerhof), noch kurz der Asphaltstraße entlang und nach der zweiten Kehre links am Abkürzungsweg (Beschilderung Kreuzspitze-Hochalm Nr. 14) steiler durch Wald aufwärts zur Egger-Grub-Alm. Über Almengelände nach Norden aufwärts, einige Male noch einen Wirtschaftsweg querend, zuletzt entlang eines breiten Rückens zur Schutzhütte Hochalm (2174 m).
Von der Hochalm nach Nordosten wiederum am Weg Nr. 14 um eine Geländekante herum in einen weiten Talkessel südwestlich der Hohen Kreuzspitze (Ursprung). Weiter dem markierten Weg Nr.14  folgen bis auf eine Höhe von 2500m. Dann den Weg nach links verlassen und ca. 50m zum Wandfuß queren. Am Einstieg der Route „Im weißen Rausch“ befindet sich ein Steinmann und eine Schlinge.

Zeit: 2h (mit E-Bike 1h)

Abstieg: Vom Gipfel der Weißwand dem Grad nach Osten zur Hohen Kreuzspitze folgen und dann den markierten Weg Nr. 14 zurück zum Einstieg. (ca. 30 Min). Einkehrmöglichkeiten: Hochalm, Egger-Grub-Alm oder Morx Puite.

Beschreibung:

Detaillierte Beschreibung siehe Topo

Topo:

Im Weißen Rausch

Topo:

Pfizerschmorrn

Drei Erstbegehungen an der Weißwand – Hohe Kreuzspitze im Passeiertal: „Im weißen Rausch“ (V+) / „White Nose“ (VIII-) / „Pfizerschmorrn“(VI)