„Drachentanz (6b (6a AO))“, Vorderer Tayakopf, Mieminger Gebirge
Erstbegehung der "Drachentanz" © Christoph Hainz und Wolfgang Tschödrich

Die Mieminger Berge in Nordtirol warten mit einer Vielzahl an gut abgesicherten Kletterrouten auf. Mit „Drachentanz“ von Christoph Hainz und Wolfgang Tschödrich ist nun eine Plaisirroute eröffnet, die das Potential zum Klassiker hat.

Nachdem ich mit Thomas Engel, einem guten Freund und Vorsitzendem der DAV-Sektion Coburg, schon öfters in den Dolomiten unterwegs war, lud er mich im Jahre 2006 auf einen Abstecher zur Coburger Hütte ein. Als ich das Gebiet des Mieminger Gebirges oberhalb von Ehrwald im Tiroler Bezirk Reutte zum ersten Mal sah, stachen mir sogleich einige machbare Kletterlinien ins Auge. So eröffnete ich zusammen mit Thomas in den Jahren von 2006 bis 2009 am Grünsteinhorn zwei neue alpine Klettertouren: „Alea iacta sunt“ (6c+) und „Carpe diem“ (7a). Im selben Zeitraum errichteten wir bei der Coburger Hütte den Klettergarten „Coloseum“ mit Routen bis zum Schwierigkeitsrad 7b.
Im Jahre 2011 kam an der Grünstein-Nordwand die Route „Immer in Bewegung“ (6c+) dazu. Diese widmeten wir Heinz Engel, dem Vater von Thomas, der ein Jahr zuvor durch einen tragischen Unfall verstorben war. Bereits er war über Jahrzehnte eine treibende Kraft in der DAV-Sektion Coburg gewesen.

Neue Route am Vorderen Tayakopf
Durch die neuen Kletterrouten, wurden nun die Berge rund um die Coburger Hütte auch für Kletterer attraktiv. Friedl Schranz, der Hüttenwirt der Coburger Hütte, war jedoch noch nicht gänzlich zufrieden. Er fand die Routen trotz der fix eingerichteten Standplätze und der sehr guten Absicherung durch Bohrhaken für viele Kletterer zu schwierig. So machte ich mich mit Thomas auf die Suche nach einer neuen, einfacheren Linie. Am Vorderen Tayakopf wurden wir fündig und konnten trotz des recht brüchigen Felsens eine interessante Linie ausfindig machen.
Im Juni 2014 war es so weit: in nur vier Tagen eröffnete ich bei bestem Wetter in Begleitung von Wolfgang Tschödrich „Drachentanz“. Die Route verläuft teils durch Gehgelände im 1. bis 3. Grad, teils über exponierte Gratstellen; eine wahrer Genuss ist die Kletterei am recht kompakten, plattigen Fels. Nach über 25 Seillängen, auf dem Gipfel des Vorderen Tayakopfes hat man einen atemberaubenden Ausblick auf den Drachensee, den Seebensee und auf die beeindruckende Pyramide der Sonnenspitze.

Rotpunkt mit Hüttenwirt
Die erste Rotpunktbegehung dieser neuen Route machte ich in Begleitung von Friedl Schranz, der sich über meine Arbeit sichtlich zufrieden zeigte. Obwohl die schwierigen Passagen A0 geklettert werden können, ist der „Drachentanz“ schon allein wegen seiner Länge nicht zu unterschätzen. Auf jeden Fall ist diese Route im Moment ein absoluter Geheimtipp für alpine Genusskletterer und hat das Zeug zum Top-Klassiker im Gebiet zu werden.

Christoph Hainz

Erstbegehung der "Drachentanz" © Christoph Hainz und Wolfgang Tschödrich

Routeninformationen

Erstbegehung: Juni 2014
Erstbegeher: Christoph Hainz, Wolfgang Tschödrich
1. Rotpunkt: Christoph Hainz mit Friedl Schranz
Schwierigkeit: 6b oder (6a AO)
Wandhöhe: ca. 800 m, ca. 450 m Kletterstrecke
Zeit: 5 bis 7 Stunden
Material: 60 m Doppelseil, 11 Expressschlingen, Abseilgerät
Alle Standplätze sind vorhanden. Die gesamte Route ist mit Bohrhaken abgesichert.

Zustieg: Von der Coburger Hütte in 15 min. zum Einstieg. Vom Tal aus bis zur Materialseilbahn der Coburger Hütte, nun folgt man dem Münchner Steig bis zum Drachensee. Kurz nach dem See verlässt man den Steig und folgt einem kleinen, ausgetretenen Pfad bis zum Wandfuß. Von der Materialseilbahn ca. 35 min.

Charakter: Pure Genusskletterei in vorwiegend festem Fels in einer grandiosen Landschaft mit Aussicht zur Sonnenspitze, auf den Drachensee und den Seebensee.
Man klettert am Westpfeiler oft in 2er- und 3er-Gelände mit kurzen, schwierigeren Einzelstellen und exponierten Stellen am Grad. Alle Standplätze sind vorhanden. Die gesamte Route ist mit Bohrhaken abgesichert.
Die Route ist sehr abwechslungsreich, aber von der Länge her nicht zu unterschätzen. Klettert man die gesamte Route, hat man 25 Seillängen, Dauer: ca. 5 bis 7 Stunden.
Vom letzten Stand aus kann man die letzten 10 min. über den Klettersteig zum Gipfel gehen oder über den Notausstieg gleich nach rechts zum Normalweg queren.

Variante 1: Lässt man allerdings die ersten 5 Seillängen weg, in denen sich auch die Schlüsselstelle befindet, kann man mühelos über eine Rampe (leichtes Gelände) zum Standplatz, dem Beginn der sechsten Seillänge, gelangen. So wird die Route zum wahren Genuss mit 20 Seillängen im Schwierigkeitsgrad 5c oder 4b A0, Dauer: ca. 4 bis 6 Stunden.

Variante 2: Es ist auch möglich die letzten 5 Seillängen wegzulassen und über leichtes, schrofiges Gelände nach rechts zum Normalweg des Vorderen Tayakopfes zu queren, was bei Gewittergefahr von Vorteil ist. In dieser Variante hat die Tour 15 Seillängen im Schwierigkeitsgrad 5c oder 4b A0, Dauer: 3 bis 5 Stunden.

Variante 3: Eine weitere Möglichkeit ist, nur die ersten 8 Seillängen zu klettern und dann mit drei Abseilern zum Zustiegsweg zurückzukehren (6b oder 6a AO).

Abstieg: Über den Normalweg