„Airliner (8a/7a obl.)“, Torre Anna, Passo Giau
Erstbegehung der "Airliner " © Peter Manhartsberger, Sabrina Ortner und Klaus Grössinger

Peter Manhartsberger, Sabrina Ortner und Klaus Grössinger eröffneten im Frühjahr 2017 diese Route am Torre Anna. Die Route ist mit Bohrhaken abgesichert und bietet abwechslungsreiche Wandkletterei auf super Fels.

Es ist Anfang Dezember 2016 als ich mir im linken Fuß alle Bänder reiße… die Wintersaison ist dahin. Dann kommt auch noch eine Trombose dazu. Na toll. Mein mentaler Lebensretter in dieser Zeit war auf jeden Fall das Zlagboard. Abend für Abend hing ich mich drauf um wenigstens die Fingerkraft etwas zu trainieren und nicht körperlich untätig zu bleiben. Sabrina trifft es noch schlimmer. Sie hatte sich beim Eishockey spielen eine schwere Verletzung zu gezogen und musste sogar in die Intensivstation aufgenommen werden. Im Winter 2016 / 2017 gab es aber wieder so gut wie keinen Schnee. Somit verpassten wir wenigstens nicht grandiose Pulverhänge und mussten uns nicht die Geschichten unserer Freunde anhorchen Ende Jänner war es dann soweit. Wir konnten beide wieder etwas frische Luft gebrauchen und entschlossen uns ein paar Wände anzuschauen. Das Ziel war der Passo Giau. Eine spezielle Wand wollte ich genauer inspizieren. Die NW Wand des Torre Anna.

der Torre Anna – die schattige NW Wand war noch frei von Routen

Also ging es ohne großen Schneekontakt bis unter die besagte Wand. Die bei diesem Ausflug entstandenen Fotos waren vielversprechend. Ich konnte eine Linie für mich entdecken und somit war unser Projekt geboren. Der Frühling wurde ähnlich mild. Nachdem ich Simon bei der Fertigstellung unserer Erstbegehung “Das Echo der Zeit” am Bandiaracpfeiler begleiten durfte, wollte ich unbedingt zu besagter Wand. Sabrina war sofort dabei. An diesem Apriltag bewies Sabrina wirklich aus welchem Holz sie geschnitzt war. Wir schafften es an diesem Tag die ersten drei Seillängen von unten einzubohren. Stundenlang harrte sie bei kalten Temperaturen aus, um mich sehr geduldig zu sichern.

im April 2017 starteten wir das Projekt

Mir war dabei recht warm, da ich mit anderen Problemen zu kämpfen hatte. Schlussendlich fehlte noch eine Seillänge – die steilste, schwerste, spektakulärste! Es sollte aber wieder bis Juni dauern, dass ich es wieder hier her schaffen würde. Diesesmal war Klaus mit von der Partie. Er war sichtlich begeistert von den ersten Längen. Auch er bewies große Geduld, als ich stundenlang damit beschäftigt war, die letzte Seillänge einzurichten. Beim Einbohren sah ich dann schon, dass das kein Honigschlecken für mich werden würde, habe ich doch mit wesentlich griffigerem Fels gerechnet. Das heisst: die Griffe sind schon da, nur nicht in der Konstellation, in der ich sie mir wünschte. Dabei war das Abseilen vom letzten Standplatz so luftig, dass der Name der Tour fest stand. Airliner soll heißen, dass man in der schwersten und steilsten Seillänge viel Luft unter den Sohlen hat.

Julie im Vorstieg der dritten Länge

Die Felsqualität entspricht dem, was ich mir unter einer schönen Tour vorstelle. Insgesamt brauchte ich dann weitere vier Tage in der Tour, bis ich sie endlich rotpunkt klettern konnte. Mit dabei waren Julia Hasslacher, Andreas Goller und Martin Wibmer ging sogar zwei mal mit. Er war es dann auch, der mich beim Durchstieg begleitete. Dabei lag der Schlüssel nochmal darin, in der Schlüsselsequenz etwas umzustellen um eine halbwegs stabile Lösung zu finden. An diesem Tag war es dann auch nochmal denkbar knapp.

Peter Manhartsberger in der Schlüsselsequenz
Im dritten GO konnte ich beim Abschlussboulder den Zielgriff nur mit dem ersten Fingerglied erwischen. Der Kopf wollte aber auf Durchstieg probgrammiert. Und so biss ich nochmal in den sauren Apfel und rettete mich irgendwie in die Ausstiegssequenz. Diese habe ich mir auch nochmal genau angeschaut, mit dem Wissen, dass wenn ich hier mal ankomme, ich keine Fehler mehr machen darf. So war es dann auch! Überglücklich konnte ich am 26.08.2017 die erste Rotpunktbegehung verbuchen.
Die Bewertung ist ein Vorschlag. Vielleicht ist die Schlüssellänge auch ein bisschen leichter. Die Zukunft und eventuelle Wiederholer werden die Bewertung dann schon korrigieren bzw. bestätigen. Die Airliner gehört sicher zu meinen schönsten Touren. Auf jeden Fall ist sie aber bisher sicher die schwerste. Dabei wurde sie ausschließlich von unten eingebohrt. Für die Tour selber sind nur Expressschlingen notwendig. Die obligatorische Schwierigkeit würde ich auf 7a einschätzen. Über Feedback von Wiederholern würde ich mich sehr (!) freuen.

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch bei einigen Leuten bedanken: Sabrina (die immer motiviert und sich für nichts zu schade ist), Andreas (danke fürs Mitkommen und auch fürs Fotografieren), Julie (danke fürs Mitkommen und ausbouldern), Klaus (fürs Mitkommen und die Geduld beim Einbohren), Martin (danke fürs mehrmalige Mitkommen und auch fürs gut heim bringen nach meinem heftigen Migräneanfall…), und fast am Wichtigsten: Ruth (danke dass du mich immer wieder gehen lässt!!)
Peter Manhartsberger
Erstbegehung der "Airliner " © Peter Manhartsberger, Sabrina Ortner und Klaus Grössinger

Routeninformationen

Erstbegehung:

Peter Manhartsberger, Sabrina Ortner und Klaus Grössinger am 10.04. und 11.06.2017

Erste Rotpunkt Begehung:

Peter Manhartsberger am 26.08.2017

Schwierigkeit:

8a / 7a obl.

Beschreibung:

Die erste Länge führt über leichtes Gelände auf eine riesige Schuppe. Die zweite Seillänge bleibt auf 5m fast immer ein bisschen nass, was aber nicht so stört. Hier hat man gute Tritte und Griffe. In der dritten Länge gehts zuerst 15 – 20m gerade rauf, bevor man dann markant nach links klettert. Wenn also kein Bohrhaken mehr sichtbar ist, muss man nach links und dann wieder rauf klettern, bevor man nach links auf den markanten Absatz im weissen Fels quert. Von hier startet dann die Schlüssellänge. Sie ist steiler als sie ausschaut. Nach ca. 8-10m kommt ein Boulder, bevor es in den markanten Riss geht. Dieser führt zu einem ganz guten Raster, bevor man den zweiten (nicht mehr ganz so schweren) Boulder hat. Der Ausstieg ist dann zwar nicht mehr so schwer, man kann aber trotzdem noch raus fallen.
Generell führt die Tour über sehr guten Fels, was mir auch wichtig ist! Dennoch können der ein oder andere Griff oder Tritt sich noch verabschieden. Die Kletterei ist dabei sehr abwechslungsreich und sehr schön. Die Bewertungen sind ein Vorschlag. Ich bin sicher schon leichtere, aber auch schwerere Routen geklettert, die mit 8a bewertet sind.
Sonstiges:
Die Tour liegt im Schatten und bekommt erst ganz spät Sonne. Nach Regentagen / perioden sollte man einige Tage warten bis sie getrocknet ist. Generell bleiben in der zweiten Länge 3-4m länger nass. Auch am Anfang der Schlüssellänge sind ein paar Griffe nach Regen nässeanfällig (bleiben aber nicht lange nass).
Zustieg:
ca 30min ohne viel Höhenmeter zu machen (sehr gemütlich!). Ausgangspunkt ist der Passo Giau. Von hier dem Weg 452 bis unter die Südwand des Torre Anna gehen. Die letzten 5 Minuten weglos zum Einstieg rauf (ganz links unter der Südwand. Man muss wirklich aufpassen, dass man beim Turm nicht vorbei läuft. Die Wand ist sehr gut versteckt (sonst wäre sie wohl schon früher eingebohrt worden).
Fazit:
Eine tolle Linie und sehr schöne Kletterei auf sehr gutem Fels. Für mich eines meiner Erstbegehungshighlights.
Material / Absicherung:
12 Expressschlingen – keine mobilen Sicherungen notwendig. Alle Standplätze sind zum Abseilen eingerichtet.