"150 Jahre AVS" Ciampanil Bass de Mesdi
Erstbegehung der "150 Jahre AVS" © Hannes Hofer und Josef Hilpold
Hannes Hofer und Josef Hilpold machten sich im Sommer auf ins Gadertal. Eher zufällig sahen Sie die Linie, welche Sie später zu Ehren des AVS in Anhlehnung an das 150 Jahr Jubiläum sogar danach benannten.
Doch lieber mal Hammer und eine Hand voll Nägel in den Rucksack packen, denn im Topo waren nicht recht viele Nägel eingezeichnet. Schon machten wir uns auf den einstündigen Zustieg durch das Mittagstal. Als wir den Wand-Fuß des „Ciampanil Bass de Mesdi“ querten blieb Josef stehen und musterte einen markanten Riss, welcher an einem frischen Ausbruch startete. Ich konnte sein Vorhaben schon erahnen und überlegte ob unser Grundsortiment an 10 Nägel dafür reichen würde. Ein Versuch war es Wert.
Josef stieg in die erste Seillänge ein, welche etwas splittrig schien. Schnell verschwand er über einen Vorsprung, aber lies mich durch seine euphorischen Selbstgespräche daran teilhaben. Wie es scheint, war diese schon mal eine recht schöne Länge, welche gut mit Friends zu sichern war. In der zweiten Seillänge wurde es etwas steiler, bis ich an einen Bauch gelang, der nach 4 Metern überwunden war. Die Route führte über einer Rampe , welche am Fuße einer wunderschönen Verschneidung endete. Mir ihr endete auch das Seil. Also hieß es Standplatz bauen. Ich zückte einen Nagel und donnerte Ihn mit meinen Hammer in einen Riss, legte einen Friend dazu und sicherte Josef nach. Im Spreizschritt ging es in der Verschneidung weiter. Geschmeidig setzte er einen Fuß nach dem anderen höher und höher und kletterte den Himmel entgegen bis schließlich 50m Seil verbraucht waren. Daraufhin war wieder am Zug und setzte meine Fäuste in einen dafür geschaffenen Riss, bis ich an ein Band gelang. Dort angekommen schlug ich an einen kleinen Sinter eine Sanduhr und machte Stand. Als Josef nachkam und mir die ersten Blicke zuwarf, konnte ich eine befriedigende Freude in seinen Augen erkennen. Mit welcher Leidenschaft er wohl den Alpinismus in all seinen Formen lebt? Eine Leidenschaft, welche durch Erstbegehungen an seine Spitze getrieben wird, ganz egal in welchen Wänden und Schwierigkeiten es sich abspielt. Ich fragte mich ob ich ähnlich wirken würde? Seine Ausstrahlung fesselte mich jedenfalls und auch meine Mundwinkel zogen sich steil nach oben. Nun kam die 5. und schönste Länge. Immer wieder rief Josef zu mir runter, und prahlte welchen Genuss er empfinde in dieser atemberaubenden Länge klettern zu dürfen. Es war ein senkrechte Verschneidung, mit guten Griffen und bestem Fels. Darauf folgte eine Kletterei im Kamin, bis das Gelände einfacher wurde. Nach 8 Seillängen erreichten wir den Gipfel. Ein netter und einsamer Gipfel, welcher an allen Seiten recht steil abfiel. Er hatte wahrscheinlich nicht recht viele Begehungen, was uns das Gipfelbuch bestätigte, denn es war nicht mal halb voll geschrieben. Einige Routen waren an der Nordwand eingetragen, sowie auch deren Topos und eine Abseilpiste. Auch wir machten eine kurze Skizze unserer neuen Route und genossen die einsame Atmosphäre. Hier schnapsten wir uns den Namen für die Route aus. „150 Jahre AVS“ soll sie heißen, als kleines Dankeschön und Anerkennung an den Alpenverein Südtirol und passend zum 150 Jahr Jubiläum..
Leider war die Abseilpiste in nicht recht gutem Zustand und so beschlossen wir einige Tage später an deren Ständen und in den Ständen unserer Route jeweils einen Bohrhaken einzubringen.
Hannes Hofer
Erstbegehung der "150 Jahre AVS" © Hannes Hofer und Josef Hilpold
Routeninformationen
Ciampanil Bass de Mesdi 2276m
Schwierigkeit:
VI
Charakter:
Gleichmäßige Schwierigkeit und sehr schöne Kletterei im Kompaktem Fels. Spit und Haken an den Ständen. Mit mobilen Sicherungen gut sicher bar.
Material:
Normale Alpine Ausrüstung, Einfachseil tauglich.
Zustieg:
Richtung Mittagstal, am Wand Fuß nach rechts Queren bis zur Nordwestkante des Ciampanil Bass de Mesdi. Ca. 40 min.
Einstieg:
In einem gut ersichtlichen gelben Ausbruch.
Abstieg:
Über die Abseilpiste der Nordseite, jeweils 25m Abseilen.